doping-news aktuell 2024

doping-news Oktober / September / August 2024

Hinweis doping-archiv.de:

Am 23. Oktober 2024 jährt sich zum 50. Mal die Verabschiebung des DDR Staatsplanthemas 14.25. Das geheime, straff organisierte und entwickelte DDR-Dopingprogramm, gekennzeichnet von Zwang, Missbrauch und Erpresssung, nahm Fahrt auf.

>>> Zusammenfassung / Übersicht: Staatsplanthema 14.25, Bestandteil des Forschungsvorhabens „Komplex 08 / Sportkomplex“

Oktober 2024

Vieles ist mittlerweile bekannt über das DDR-Dopingprogramm und vor allem auch über die Konsequenzen für Betroffene wie Verweigerer und Sportlerinnen und Sportler, die mit schweren gesundheitlichen Schäden zurecht kommen müssen. Auch wenn es im Westen, insbesondere auch in der BRD verbreitet Doping gab, unterschieden sich beiden Systeme erheblich. Am 23. Oktober 2024 jährt sich die Verabschiedung des Staatsplanthemas 14.25 zum 50. Mal. Doch noch immer wird Betroffenen eine ausreichende Entschädigung verwehrt. Auch der zur Zeit zur Beratung anstehende ‚Entwurf eines Gesetzes zur Rehabilitation für Opfer der politischen Verfolgung der DDR‘, vorgelegt vom FDP-Ministerium, berücksichtigt Dopinggeschädigte nicht. Allerdings gibt es Änderungswünsche, u. A. seitens der Justizminister der Länder und des Bundesrates. Während der ersten Anhörung im Bundestages sprachen sich auch die Koalitionspartner SPD und Bündnis90/Die Grünen für eine Berücksichtigung aus. Die Bundesregierung lehnt allerdings die Aufnahme der Dopinggeschädigten in das Gesetz ab.
>>> Zusammenfassung / Übersicht: Staatsplanthema 14.25, Bestandteil des Forschungsvorhabens „Komplex 08 / Sportkomplex“
Dt. Bundestag: Drucksache 20/13250 – Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung, 9.10.2024
Dt. Bundestag: SED-Opfer: Bundesregierung lehnt Bundesratsvorschläge ab , 14.10.2924
FAZ:  Und nun die Lüge, 13.10.2024

Kontaminationen von Nahrungsmitteln wie von Fleisch oder Nahrungsergänzungsmitteln, und Übertragung von Dopingsubstanzen über Berührungen können gegeben sein. Durch moderne Analysemethoden sind damit auch sehr geringe Mengen im Körper nachweisbar, entsprechende Fälle werden immer häufiger bekannt. Unbeabsichtigtes Doping und auch böswillige Übertragungen sind möglich und müssen in die Beurteilungen einfließen. Doch wie können glaubwürdige Erklärungen gefunden werden? Wie aufwändig sind entsprechende Verfahren, welche Voraussetzungen, auch finanzielle, sind hierzu nötig? Lassen sich diese weltweit überhaupt vergleichen oder einrichten?  Und wie groß bleiben letztlich dennoch subjektiv gefärbte Einschätzungen von Bedeutung für die ausgesprochenen Urteile? 17.10.2024:
SRF:  Fortschritt in Doping-Erkennung: Fluch und Segen zugleich
Rheinische Post:  Experte erklärt, wie glaubhaft versehentliches Doping ist, 30.9.2024

Es war einmal: Medikamenten- und Drogenkonsum im Leistungssport in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Normalität auch wenn bereits gelegentlich darüber spekuliert wurde. Skandalös? nicht wirklich. 18.10.2024:
taz:  Wunderläufer Paavo Nurmi und Doping – Mehr als nur Sprudel 
taz:  Verfolgt und vergessen: Der Läufer Otto Peltzer, 16.2.2001

Interessante Erfahrungen des ehemaligen neuseeländischen Radsportlers Tony Atkins 2015 mit dem italienischen Amateur-Team T-Vb. Im Team herrschte eine Dopingmentalität, die Atkins dazu veranlasste zum Whistleblowing bei der UCI  zu werden – mit Erfolg. 8.10.2024:
Cycling Weekly:  I joined a cycling team, and unwittingly became a doping whistleblower

Die Dopingsperre des französischen Fußballers Paul Pogba wurde vom CAS von 4 Jahren auf 18 Monate reduziert. 7.10.2024:
CAS/TAS:  THE COURT OF ARBITRATION FOR SPORT (CAS) CONFIRMS
THE ANTI-DOPING RULE VIOLATION COMMITTED BY PAUL POGBA
BUT REDUCES THE PERIOD OF INELIGIBILITY FROM 4 YEARS TO 18 MONTHS

Portrait des DDR-Gewichthebers Jürgen Cietzki und Dopingopfer. Jürgen Cietzki verstarb 2021 im Alter von 69 Jahren. 5.10.2024:
FAZ:  Zum Tode verurteilt
Das Portrait der Autoren Angela Schmole und Jochen Staad erschien bereits 2023 in der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat 51/2023:
>>> Ein Schwergewicht für die DDR

Der Schweizer Sportmediziner Roman Gähwiler warnt vor zu vielen Spielen im Fußball, vor einem übervollen Spielekalender. Für die Leistungsfähigkeit der Sportlerkörper gibt es Grenzen. Es drohen Verletzungen, Langzeitschäden aber auch psychische Überforderungsreaktionen. Medikamentenmissbrauch bis hin  zu Doping können die Folge sein.
Dies ist ein uraltes Thema mit vielen negativen Beispielen über Jahrzehnte hinweg, doch es scheint sich nie etwas zu ändern, im Gegenteil sobald die finanziellen Interessen einer Sportart bestimmend werden. 1.10.2024:
watson:  Sportarzt wegen Spielplan alarmiert: «Grosses Missbrauchspotenzial für Doping»

September 2024

Erläuterungen von Mario Thevis zu Möglichkeiten unbeabsichtigter Übetragungen von Dopingsubstanzen in den Körper, so dass positive Testergebnisse in der Analyse gefunden werden. 30.9.2024:
RP:  Alles nur Ausreden? Experte erklärt, wie glaubhaft versehentliches Doping ist

Laut New York  Times war die WADA von einem sehr großen Datenverlust betroffen. „Dateien von rund 2000 Fällen seien fehlerhaft, beschädigt oder ganz verschwunden. In der Folge habe man den Überblick über 900 (!) Testergebnisse von Athleten verloren, denen eine Dopingsanktion drohte.“ Die Wada reagierte sofort und argumentierte, die Daten seien dennoch immer vorhanden gewesen. Die Probleme seien im Rahmen einer Sytemumstellung eingetreten. 27./28.9.2024:
New York Times: Antidoping Agency Lost Track of Open Cases and Test Results Before Olympics
WADA:  WADA statement on New York Times article
insidethegames: WADA lost track of open cases before Paris Olympics
SZ: Das Anti-Doping-System muss weltweit neu aufgespielt werden

Die WADA erhebt Einspruch vor dem CAS im Falle des Tennisspielers Jannik Sinner. Er war vom Sportgericht des Internationalen Tennisverbands frei gesprochen worden. Die WADA erwartet nun eine Sperre von 1- 2 Jahren. 28.9.2024:
WADA:  WADA appeals case of tennis player Jannik Sinner 

Die UCI will Whistleblower*innen, die Informationen zu Motordoping weiter geben, finanziell belohnen. 28.9.2024:
cyclingnews:  UCI offers financial rewards programme for motor doping whistleblowers, pro riders banned from under-23 Worlds

Eishockeyspieler Yannic Seienberg wurde wegen Dopings für 4 Jahre bis September 2016 gesperrt worden. Die Staatsanwaltschaft München ermittelte,  Nun akzeptierte er eine Geldstrafe. Strafmildernd wirkte sich seine Kooperation aus mit dem Ergebnis, dass gegen einen Arzt ermittelt wurde, der daraufhin einen Strafbefehl wegen des Vorwurfs des vorsätzlichen unerlaubten Verschreibens von Dopingmitteln erhielt. Da der Arzt den Befehl nicht akzeptierte, wird im November vor dem Amtsgericht Villingen-Schwenningen eine Hauptverhandlung geben. 26./27./28.9.2024:
Sportschau:  Mediziner vor Gericht: Dopingfall Seidenberg weitet sich aus
BR:  Doping: Yannic Seidenberg akzeptiert Strafbefehl – Arzt im Fokus
DLF:  DEL will Doping-Kontrollen verschärfen

Im Bundestag wurde der Entwurf eines Gesetzes zur Rehabilitation für Opfer der politischen Verfolgung der DDR diskutiert. Es fehlt jedoch in dem Entwurf die Berücksichtigung der DDR-Dopinggeschädigten, was von CDU und den Koalitionspartnern  SPD und Bündnis90/Die Grünen kritisiert wurde. 26.9.2024:
Deutscher Bundestag:   Rehabilisierung für Opfer der politischen Verfolgung der DDR 
NDR:  Bundestag diskutiert Gesetzesnovelle für DDR-Sportgeschädigte

Hintergrund:
Die Justizminister der Bundesländer schlossen sich im Juni 2024 einem Antrag der Justizministerin von Mecklenburg-Vorpommern an und forderten gemeinsam Bundesjustizminister Buschmann (FDP) auf, zu prüfen, ob „eine gesetzliche Änderung mit dem Ziel, die Rehabilitierung von Betroffenen des DDR-‚Zwangsdopings‛ zu ermöglichen, angezeigt erscheint“. Die Ergebnisse des  Verbundprojekts „Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht“ machen die Notwendigkeit solch einer Gesetzesänderung erneut deutlich. Erst vor Kurzem hatte das BVerwG auf solch eine Änderung hingewiesen. 23.6.2024:
Nordkurier: Neue Hoffnung für Dopingopfer aus der DDR

Siehe auch >>> Kapitel 1: Jutta Braun, Sportgeschichte vor Gericht. Eine Zusammenfassung mittels Zitaten

Die WADA veröffentlichte die Verbots-Liste 2025 sowie das Monitoring-Programm 2025 Substanzen betreffend, die eventuell in die Verbotsliste aufgenommen werden könnten. 25.9.2024:
WADA:  WADA publishes 2025 Prohibited List
WADA:  The 2025 Monitoring Program

Einige Einzelheiten aus dem CAS-Verfahren von Fußballer Mario Vušković. 24.9.2024:
t-online:  Dopingsperre gegen Vušković – Richter legen Details offen

Wie hoch sind Medikamentenmissbrauch und Doping im Amateur- / Altersklassenbereich in Deutschland verbreitet? Niemand weiß es, es können nur Vermutungen angestellt und auf ältere Studien verwiesen werden.  Regelmäßige Kontrollen gibt es nicht, Prävention wird beschworen, doch gibt es eine ernstzunehmende flächendeckende? 24.9.2024:
Tagesspiegel:  Medikamenten-Missbrauch im Amateur-Ausdauersport: Schmerz lass nach − um jeden Preis

Etwas Radsportgeschichte für Radsportnostalgiker mit einer kleinen Prise Doping – wie es eben so war. 23.9.2024:
watson:  Drama, Skandal und Doping – wie Hans Knecht sensationell die Rad-WM 1946 in Zürich gewann

Die ITA veröffentlichte eine Zusammenfassung der Anti-Doping-Maßnahmen während der OS in Paris. 19.9.2024:
ITA: Highest ever proportion of participating athletes tested: the ITA summarises its anti-doping program for Paris 2024
ITA:  The ITA concludes Paris 2024 pre-Games anti-doping program, reports that close to 90% of athletes were tested at least once ahead of Olympics, 24.7.2024

Kenias Antidopingagentur ADAK wurden die finanziellen Mittel gekürzt, damit steht das in letzter Zeit international gelobte ADAK-Kontrollprogramm auf der Kippe. Die Verantwortlichen der Agentur sind alarmiert und befürchten die Einstufung als non-compliant durch die WADA. Kenia gehört zu den Doping-Hochrisiko-Ländern in der Leichtathletik. 17./18.9.2024:
Nation: Kenya risks ban as ADAK operations paralysed due to budget cuts
Report:  Kenya risks WADA non-compliance after steep budget cuts to local anti-doping agency

Causa China-WADA: Der von der WADA in Auftrag gegebene Abschlussbericht zur Affaire liegt vor. 12.9.2024:
WADA:  WADA Executive Committee receives Independent Prosecutor’s final report 
>>> Independent Prosecutor’s final report – Cottier Report
WADA: Olivier Rabin: SUMMARY OF THE MAIN INVESTIGATIVE AND ANALYTICAL ACTS CARRIED OUT BY WADA FROM THE RECEIPT OF CHINADA’S DECISION TO THE DECISION NOT TO FILE AN APPEAL (15.06.2021 – 31.07.2021)
New York Times:  Report Concludes China Broke Rules in Doping Case but Clears WADA
DLF:  Mortsiefer (Nada) fordert Anpassung der Anti-Doping-Regelwerke
SWIM SWAM:  Final Report Finds China Did Not Apply All Rules, Reaffirms WADA Was Not Biased Toward China

Causa China-WADA-USA: Die Auseinandersetzungen zwischen der WADA und den USA haben sich weiter zugespitzt. 10.9.2024:
New York Times:  White House Is Drawn Into Dispute Over Chinese Doping

Fairer Sport existiert nicht ohne Menschenwürde und Toleranz. „Wir erleben, wie demokratisch engagierte Menschen angegriffen und Rassismus öffentlich gefeiert wird. Und gerade jetzt könnte die Bundesregierung wichtigen zivilgesellschaftlichen Organisationen die Förderung streichen. Politischen Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Freiwilligendiensten und sozialen Initiativen drohen massive Kürzungen oder gar das Aus. Gerade den Organisationen, die sich täglich überall in diesem Land für andere einsetzen.
>>> Petition „Demokratieförderung in Gefahr: Kürzungen jetzt stoppen!“

Mourad Hambli, bis Ende April Generaldiektor der Nationalen Anti-Doping-Agentur Tunesiens ANAD, wurde nach vielen internationalen Einsprüchen aus der Haft entlassen. Er war nachdem die WADA Tunesien Ende April als non-compliant mit dem WADA-Code eingestuft hatte, verhaftet worden. Bereits  Mitte Mai wurde die ANAD wieder als compliant eingestuft. Mourad Hambli blieb aber weiterhin in Haft. Nun kam er frei. 5.9.2024:
WADA:  WADA welcomes release of Tunisian National Anti-Doping Organization’s former Director General
WADA:  WADA receives wide support in efforts to free the former Director General of the Tunisian National Anti-Doping Organization, 13.6.2024

Die russische Mittelstreckenläuferin Tatyana Tomashova wurde vom CAS für 10 Jahre gesperrt wegen mehrere Dopingvergehen u.A. wegen Dopings 2012. Damit veränderte sich erneut die Rangfolge des 1500 Meter Rennens der Frauen bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Insgesamt 5 Sportlerinnen unter den ersten 12 wurden mittlerweile sanktioniert.  4.9.2024:
insidethegames: Doping: CAS strips Tomashova of 2012 Olympic medal
BBC: Runner in 2012 ‚dirtiest race‘ gets 10-year ban

US-Hochspringer Roderick Townsend gewann bei den Paralympics 2024 zum dritten Mal Gold. 2023 wurde er auf den Wachstumshormon-Stimulator Campromorelin positiv getestet, doch die USADA glaubte der Angabe des Sportlers, das Medikament sei seinem Hund verschrieben worden , er habe nur die Spritze, mit der er seinen Hund behandelt habe später für ein Vitamin-Präparat an sich selbst wiederbenutzt. Townsend wurde entlastet, ein Verfahren vor einem sportrechtliches Schiedsgricht sei nicht nötig gewsen. Die Begründung lässt Zweifel zu die verstärkt werden dadurch dass der Sportler bis kurz vor seinem positiven Test mit dem Fitnesstrainer Justin King zusammengearbeitet hat, einem Befürworter harter Dopingsubstanzenn. 2./3.9.2024:
sportschau:  New doping discussions about Paralympics star Townsend
sportschau:  Neue Doping-Diskussionen um Paralympics-Star Townsend

Der Fall des schweizer Radsportlers Mathias Flückiger ist beigelegt. Die WADA wird keinen Einspruch erheben. 30.8./6.9.2024:
NZZ: Durchbruch für Mathias Flückiger kurz vor den WM: Die Welt-Anti-Doping-Agentur akzeptiert den Freispruch des Mountainbikers
NZZ:  Handwerkliche Fehler und eskalierende Rivalitäten: So kam es zum Freispruch des Mountainbikers Mathias Flückiger
watson:  Kommen die Sünder im Fall Flückiger ungeschoren davon? Ein Lehrstück über Sportpolitik

August 2024

An der Causa Sinner lässt sich gut darstellen, wie schwierig bis unmöglich es sein kann, Doping nachzuweisen bzw. die Behauptung es handle sich um unbeabsichtigtes Doping, zu widerlegen.
Dem italienischen Tennisspieler Jannik Sinner wurde das Steroid Clostebol nachgewiesen in sehr geringer Menge. Das Steroid kann, so wie von Sinner behauptet, über unbeabsichtigten Hautkontakt übertragen werden. Seitens professioneller Betreuer aus dem direkten Umfeld Sinners wurde ein Medikament, das zu Dopingzwecken geeignet ist, zu persönlicher Anwendung gekauft und verwendet. Vom Umfeld, insbesondere dem Trainings- und medizinischen Umfeld von Topsportlern, muss jedoch erwartet werden, dass sie sich in Dopingfragen auskennen. Sportler haben nach dem international gültigen Anti-Doping-Reglement die persönliche Pflicht Sorge dafür zu tragen, dass ihr Körper frei von verbotenen Stoffen bleibt. Damit ist auch ihr personeller Betreuerstab entsprechend eingebunden und mitverantwortlich.
Im Falle von Clostebol gibt Thomas Kistner noch zu bedenken: Clostebol ist ein bekanntes Dopingmittel, das mit Mikrodosierungen regelmäßig angewendet, wirksam ist. Die bei Sinner nachgewiesene sehr geringe Menge sei kein Indiz für unbeabsichtigtes Doping wie behauptet sondern könnte eine Restmenge regelmäßig angewandter Mikrodosen sein, da sich das Steroid im Körper schnell abbaue. Nachdenkenswert sei auch, dass Clostebol offenbar vor allem in Italien ein beliebtes Dopingmittel sei mit den weltweit häufigsten entsprechenden positiven Fällen und Beispielen, die dem Fall Sinners gleichen.
Daher stellt sich die Fragen, nehmen Verbände und Sportschiedsgerichte entsprechend dem WADA-Code den Grundsatz der Verantwortung des Athleten für seinen Körper ernst und sanktionieren, wie in vielen anderen Fällen unabhängig davon, ob nachgewiesen werden kann, dass gedopt wurde, oder spricht man frei? Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Macht des Geldes. Nicht selten schrecken Anti-Doping-Organisationen vor langwierigen Gerichtsverfahren zurück, weil ihnen selbst die nötigen finanziellen Mittel fehlen. 29.8.2024:
ff-bz.com:  Der Kampf um die Reputation

Anti-Doping-Maßnahmen der NADA zu den Paralymics. 29.8.2024:
NADA:  Paralympics 2024: NADA stellt umfassendes Anti-Doping-Programm vor

Der kroatische Fußballspieler Mario Vuskovic, Hamburger SV, wurde vom CAS für 4 Jahre gesperrt. Damit wurde das zuvor ergangene Urteil des Schiedsgerichts des DFB aufgehoben und verschärft. 27./28.8.2024:
CAS/TAS:  FOUR-YEAR PERIOD OF INELIGIBILITY IMPOSED ON MARIO VUŠKOVIĆ
(CROATIA / HAMBURGER SV) FURTHER TO A POSITIVE ANTI-DOPING
CONTROL FOR RECOMBINANT EPO
NADA:  CAS-Entscheidung im Fall Mario Vuskovic
NDR:  Dopingfall HSV-Profi Vuskovic: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Sportschau: CAS verlängert Sperre für HSV-Profi Vuskovic auf vier Jahre

Die UCI sah sich gezwungen dem WorldTeam Bahrain Victorious im Dopingfall Robert Stannard zu widersprechen. Seitens des neuen Teams von Stannard war behauptet worden, es wäre nie dargelegt worden weshalb der Fahrer des Dopings beschuldigt wurde, die Mediziner des Radteams hätten keinerlei Verfehlungen feststellen können. Die UCI verwies daraufhin auf das vollständige Urteil mit den Daten der Jahre 2017 und 2022 des Biologischen Passes (ABP), auf denen die 4Jahressperre beruht. Das ausführliche Urteil ist interessant, da es nicht häufig zu Dopingsperren kommt auf Basis des Biologischen Passes, denn als sicherer Nachweis für Doping ist er nur selten geeignet. Häufiger liefert er Verdachtsmomente und dient als Grundlage für Zielkontrollen. Ein weiterer Punkt fällt bei diesem Urteil auf. Die Beurteilung eines Dopingvergehens kann nicht direkt erfolgen sondern nur im Vergleich mit Daten anderer Jahre. Der Fahrer wurde erst im August 2023 vorläufig gesperrt, bis dahin fuhr er für verschiedene Teams. Die ausgesprochene 4Jahressperre betrifft den Zeitraum August 2018 bis August 2022. Auch wenn ihm alle Resultate gestrichen wurden und er eine hohe Summe seines erhaltenen Verdienstes zahlen muss, bleiben ihm 3 Jahre ohne aktive Rennerfahrung und Teamzugehörigkeit erspart. 23.8.2024:
UCI:    UCI statement following declaration from Bahrain Victorious regarding recruitment of Robert Stannard
UCI:   Anti-Doping Tribunal Judgment case ADT 05.2023
UCI v. Mr. Robert Stannard

Steroiddoping wie mit Testosteron wurde überwiegend mittels Urinkontrollen gesucht und gefunden. Nun scheint es möglich diese auch im Blut feststellen zu können und mittels des Biologischen Passes nachzuweisen. Langjährige Forschung auf Initiative der AIU war erfolgreich. 22.8.2024:
NZZ:  Die Jagd auf Doper wird an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften neu lanciert

Der Leichtathletikverband von Bahrein erhielt massive Auflagen seitens der AIU nach 18 Monate andauernden Untersuchungen wegen Verstößen gegen das Anti-Doping-Reglement der AIU für Verbände (World Athletics Anti-Doping Rules (ADR)). Die Ermittlungen wurden ausgelöst nachdem Athleten für die OS in Tokio Eigenbluttransfusionen erhalten hatten und ein Verbandstrainer zwischen 2019 und 2021 mit dem Nationalteam arbeitete obwohl er wegen Dopingverfehlungen gesperrt war. 22.8.2024:
AIU:  World Athletics Council approves AIU Board recommendation for Bahrain Athletics Association roadmap

Dopingfahndern stehen immer genauere Analysemethoden zur Verfügung, mittlerweile können kleinste Mengen nachgewiesen werden, auch Spuren von Medikamenten deren Einnahmen genehmigt waren z.B. nach Krankheiten. Ungewollte Kontaminationen über Nahrung oder Berührungen der Haut durch Dritte bleiben nicht mehr unentdeckt. Einerseits bieten sich damit für Dopende, insbesondere wenn mit Mikrodosen gearbeitet wird, schnell falsche Erklärungen an , aber es  steigt auch die Gefahr falscher Anschuldigungen.  22.8.2024:
NZZ:  Der Fall des Tennisspielers Jannik Sinner: War es Doping oder Kontamination durch Massage? Was die Laborwerte aussagen

Jannik Sinner, zur Zeit Weltranglistenerster im Tennis, wurde zweimal auf das anabole Steroid Clostebol getestet. Er wurde zwar jeweils kurz gesperrt, auch Preisgelder wurden eingezogen, doch schnell wurde seitens der International Tennis Integrity Agency (ITIA) der Erklärung es Spielers Glauben geschenkt,  wonach es sich um eine Kontamination durch die Massagen seines Physiotherapeuten handle. Nun ist nach Bekanntwerden des Falles die Aufregung groß, der Verdacht einer Vertuschung kam schnell auf, denn er wirft viele Fragen auf. Eine unbeabsichtigte Kontamination über die Haut ist durchaus möglich, aber nicht bewiesen. Hierzu müssten weitere Untersuchungen stattfinden. Jetzt hängt es davon ab, wie die WADA mit dem Fall umgehen wird, ob sie das Handeln der ITIA akzeptieren kann oder ob es zu einem Einspruch vor dem CAS kommen wird.  21.8.2024:
Sportschau: ARD-Dopingexperte Seppelt über den Fall Jannik Sinner
DLF:  Warum der Dopingfall von Tennis-Profi Jannik Sinner Fragen aufwirft
NZZ:  Opfer oder Betrüger? Der Dopingfall von Jannik Sinner ist höchst seltsam

Der deutsche Radsportler Michael Heßmann  wurde nach einem Einspruch der WADA gegen eine von der NADA ausgesprochene 4-Monate-Sperre für 21 Monate gesperrt wegen unbeabsichtigten Dopings. Bei ihm wurde im Juni 2023 das Diuretikum Chlortalidon nachgewiesen. 21./22.8.2024:
NADA:  Entscheidung im Fall Heßmann
radsportnews:  Heßmann erzielt Vergleich mit der WADA

Die „Enhanced Games“, Sportveranstaltungen weitgehend frei von Dopingeinschränkungen, sind letztlich eine logische Entwicklung. Seit Jahrzehnten boomen Anti-Age-Kliniken und  und -Zentren.  Vielfältige Methoden und Versuche, den Körper mit einem ‚kreativen‘ Medikamentenmix und   entsprechenden Methoden bis hin zu höchst obskuren Maßnehmen zu überlisten, gibt es reichlich. Die Nachfrage ist groß, Angebote versprechen gute Einnahmen und nicht selten sind es schwer reiche Menschen, die sich hier engagieren und versuchen ihrem Traum vom ewigen Leben näher zu kommen. . Die Nähe zu Doping im Sport ist gegeben, so manche bekannt gewordenen Dopingaffairen waren eng mit Anti-Age-Zentren und -Gurus  verbunden. Gläubige nehmen keine Warnungen vor Gesundheitsgefahren an, im Gegenteil, langes fittes Leben wartet. 20.8.2024:
sportschau:  Erst freies Doping, dann länger leben?

Causa China / USADA – WADA: Jetzt hat sich auch Jack Robertson zu Wort gemeldet und wirft in einem 5seitigen Statement der Leitung der WADA vor, Falschinformationen zu verbreiten. Robertson war bis 2016 Chefermittler der WADA und arbeitete mit Howman und auch schon mit Olivier Niggli zusammen. Laut Robertson war die WADA damals sehr genau über den Einsatz von undercover eingesetzten Sportlern für die DEA informiert und eingebunden. Es habe keine gravierenden Differenzen gegeben, die WADA habe das US-Vorgehen  unterstützt.  Niggli war eingebunden. Die WADA wies diese Angaben gegenüber der NYT zurück (nicht veröffentlicht). Robertson fordert eine Umstrukturierung der WADA zu einer glaubhaft unabhängigen Organisation ohne korrupte Puppenspieler („a truly independent restructured agency needs to be instituted in its place, free of corrupted puppeteers.”).
Jack Roberston verließ 2016 frustriert die WADA und warf dem damaligen WADA-Präsidenten Craig Reedie Behinderungen bei den Ermittlungen zu Russland vor (>>> Interview mit Jack Robertson). 19.8.2024:
NYT:  Former Investigator Assails World Anti-Doping Agency 

Hintergrund:
>>> doping-archiv.de: Massendoping im chinesischen Schwimmsport? – Recherchen 2021 – 2024 und Pressechronik

Causa China / USADA – WADA: Interview mit David Howman, ehemaliger Generaldirektor der WADA, heute Leiter der Athletic Integrity Unit (AIU), über das Verhalten des WADA-Vorstands in der Affaire der Chinesischen Schwimmer. Er stellt nicht das WADA-Managementteam in Frage sondern hinterfragt das Verhalten des Vorsitzenden Banka und des Generaldirektors Niggli. Für Howman ist die fehlende Transparenz nicht hinnehmbar. „Jeder reagiert anders. Unglücklicherweise beginnen heutzutage viele Leute viel zu schnell, sich zu verteidigen, anstatt zu verstehen, dass es sich einfach um eine Frage nach Information handelt.“ 11.8.2024:
FAZ: Howman  „Dann wird immer ein Verdacht im Raum stehen“

Causa China-WADA: WADA-Präsident Witold Banka, Generaldirektor Olivier Niggli und Chefjurist Ross Wenzel führten in Paris mit deutschen Politikern  ein Gespräch über die Affaire China-WADA. Die Deutschen äußerten sich danach unzufrieden über das Ergebnis. 10.8.2024:
Sportschau: WADA-Chef Banka schließt Rücktritt aus – Konter von Tygart
Sportschau: WADA chief Banka rules out resignation

The Guardian berichtete am 28.7.2024 von einem des Dopings überführten Athleten, der von der USADA einen Deal angeboten bekam, als Undercover-Agent Suspendierung und Sperre vermeiden zu können. Mittlerweile sind es mindestens drei Sportler, die sich zwischen 2011 und 2015 darauf eingelassen haben. 2021 erfuhr die WADA davon und verlangte ein sofortiges Ende dieser Praxis, da solche Deals nicht mit dem WADA-Code vereinbar seien. Die USADA forderte von der WADA absolutes Stillschweigen um die Sportler nicht zu gefährden. Zum Schutz der Athleten schwieg die WADA.
Persönliche Anmerkung:  Undercover werfen einige ethische und moralische Fragen auf. Wie weit dürfen Doping-Untersuchungen gehen? Mit dem Einsatz aktiver Athleten zur Vermeidung von Dopingsanktionen scheint mir eine Grenze überschritten worden zu sein. 7.8.2024:
Reuters: Athletes undercover? Global and U.S. anti-doping agencies clash over tactics
the guardian:  Revealed: how a Kenyan runner turned undercover agent to lift the lid on dopers
WADA:  WADA statement on Reuters story exposing USADA scheme in contravention of World Anti-Doping Code
USADA: Statement from USADA CEO Travis T. Tygart on WADA’s Statement Regarding Informants

Die WADA veröffentlichte ihren Jahresbericht 2023:
WADA: WADA publishes 2023 Annual Report 

Causa China-WADA, eine Zusammenfassung. 1.7.2024:
BBC: Why the world’s anti-doping agency feels stuck between US and China

Causa China-WADA: Im November 2022 wurden eine chinesische Schwimmerin und ein chinesischer Schwimmer, Anfang 2023 ein BMX-Fahrer und ein Schütze positiv getestet. Das gefundene Anabolikum Metandienon wurde bei allen 4 Sportler*innen in geringen Dosen gefunden. Sie wurden sofort suspendiert. Bei allen vier wurde nach Angaben der CHINADA überprüft, ob eventuell eine Kontaminationen von Nahrungsmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln vorlag. Umfangreiche Tests hätten diesen Verdacht nach einem Jahr in den 4 Fällen bestätigt, so die WADA. Die WADA akzeptierte die Beurteilung und legte keinen Einspruch vor dem CAS ein. Sie habe aber Anfang 2024 eine Studie in Auftrag gegeben, mit dem Ziel die Häufigkeit, Wahrscheinlichkeit und das Risiko in China und anderen Ländern kontaminiertes Fleisch zu verzehren, zu erforschen. Es habe in letzter Zeit weltweit sehr viele entsprechende Fälle gegeben. Es stellen sich erneut viele Fragen zu dem Umgang der WADA mit den Fällen, denn die chinesischen Erklärungen wecken erneut viele Zweifel. 30.7./1.8.2024:
WADA: WADA statement on contamination cases in China
sportschau: Neue Doping-Verdachtsfälle WADA winkt weitere chinesische Freisprüche durch 
Sportschau:  Der nächste Hinterzimmerdeal der WADA