Doping-Prävention / Antidoping
Dopingprävention auf Landesebene:
Aktivitäten, Einstellungen und Wahrnehmungen bei Sportfunktionären rheinland-pfälzischer Fachverbände
Am 1. Februar 2010 stellte die rheinlandpfälzische Landesregierung eine von ihr in Auftrag gegebene Studie über den Stand der Dopingprävention in den Sportfachverbänden auf Landesebene vor.
Autor ist Andreas Singler, Autor zahlreicher Fachpublikationen.
Ausführlicher erläutert A. Singler die Studie in seinem Buch
>>> Dopingprävention – Anspruch und Wirklichkeit.
Ziel der Studie war es, ‚den aktuellen Stand in Sachen Dopingprävention in Rheinland-Pfalz und ihren Stellenwert aus Sicht der in den Landesverbänden tätigen Sportfunktionäre zu untersuchen‘. Zum Einsatz kamen Kurzfragebögen und teilstrukturierte Interviews. Von 48 angeschriebenen Verbänden bzw. Arbeitsgemeinschaften antworteten 31 (64,6 Prozent). Zusätzlich wurden 13 Personen, die in offizieller Funktion für einen Verband bzw. eine Arbeitsgemeinschaft tätig sind und ein Sportmediziner interviewt.
Ergebnisse
Aus der schriftlichen Befragung ergab sich, dass lediglich 14 von 31 Verbandsfunktionären meinen, in Deutschland werde zuwenig gegen Doping getan, 15 sehen genug Anstrengungen und 2 zuviel. Dopingprävention wird überwiegend als Aufgabe der nationalen Fachverbände und der NADA betrachtet, nicht als Aufgabe der Landesverbände und auch nicht als Thema für Schulen.
Als wichtigste Themen innerhalb der Prävention wurden die ‚legalen Alternativen‘ im Vergleich zu den verbotenen Mitteln und die ’schädlichen Nebenwirkungen‘ genannt.
10 der beteiligten Verbände besitzen einen eigenen Antidoping-Beauftragten. Ein großes Interesse an Dopingprävention besteht nicht.
Ebenso wie aus den Fragebögen ergibt sich auch aus den Interviews ein Präventionsbewusstsein, welches von Abschreckung und Kontrolle geprägt ist (negative Prävention). „Modernere Ansätze der Prävention, die die Entwicklung von gesundem bzw. erwünschtem Verhalten in den Blick nehmen, existieren allenfalls sehr vereinzelt. Aber selbst da, wo ausschließlich negative Prävention postuliert wird, kann von dahinterstehenden Konzepten ernsthaft eigentlich nicht gesprochen werden.“
Von den Landessportfunktionären wird auf ihren Aktionsebenen kein großes Dopingproblem gesehen. Aber durchaus auf nationler Ebene in den Bundesverbänden. Hier wird den Verantwortlichen z. B. Unglaubwürdigkeit unterstellt. „Dass Sportfunktionäre höherer Ebenen, Sportpolitiker, Medien oder Sponsoren Spitzenleistungen auch in Zeiten eines forcierten Anti-Doping-Kampfes angeblich ungebrochen fordern würden, wird in den Landesverbänden als Symptom einer Doppelmoral gewertet.“ Der Autor der Studie sieht darin einen möglichen Grund, weshalb Präventionsmaßnahmen kritisch betrachtet werden.
Die befragten Funktionäre, meist ehrenamtlich tätig, sehen sich zudem durch die Fülle der allgemeinen und speziellen Anforderungen überlastet. Vor diesem Hintergrund werden Themen, die in ihren Augen wenig Relevanz oder Sinnhaftigkeit haben, vernachlässigt. Es wurde auch die Meinung vertreten, die Thematisierung des Themas Doping könne auf Eltern abschreckend wirken.
Ebenso wie aus der schriftlichen Befragung machen die Interviews deutlich, dass es häufig kein Problembewusstsein bezüglich der Relevanz der Einnahme ‚legaler Mittel‘ im Hinblick auf mögliches und späteres Dopingverhalten gibt. Das Erreichen einer Leistungssteigerung mittels Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln wird nicht infrage gestellt.
Fazit:
– Erstens gibt es eine gewisse Tendenz, das Dopingproblem zu marginalisieren. …
– Zweitens werden Ursachen für die Entstehung der Dopingproblematik im Allgemeinen oder das Dopingproblem selbst häufig externalisiert. …
– Und drittens gibt es eine starke Tendenz zur Zentralisierung der Problemlösung. Die Verantwortung für die Lösung des Dopingproblems wird in erster Linie auf der Bundes-ebene, insbesondere bei den Spitzenfachverbänden und bei der NADA, angesiedelt. …