August 2024
An der Causa Sinner lässt sich gut darstellen, wie schwierig bis unmöglich es sein kann, Doping nachzuweisen bzw. die Behauptung es handle sich um unbeabsichtigtes Doping, zu widerlegen.
Dem italienischen Tennisspieler Jannik Sinner wurde das Steroid Clostebol nachgewiesen in sehr geringer Menge. Das Steroid kann, so wie von Sinner behauptet, über unbeabsichtigten Hautkontakt übertragen werden. Seitens professioneller Betreuer aus dem direkten Umfeld Sinners wurde ein Medikament, das zu Dopingzwecken geeignet ist, zu persönlicher Anwendung gekauft und verwendet. Vom Umfeld, insbesondere dem Trainings- und medizinischen Umfeld von Topsportlern, muss jedoch erwartet werden, dass sie sich in Dopingfragen auskennen. Sportler haben nach dem international gültigen Anti-Doping-Reglement die persönliche Pflicht Sorge dafür zu tragen, dass ihr Körper frei von verbotenen Stoffen bleibt. Damit ist auch ihr personeller Betreuerstab entsprechend eingebunden und mitverantwortlich.
Im Falle von Clostebol gibt Thomas Kistner noch zu bedenken: Clostebol ist ein bekanntes Dopingmittel, das mit Mikrodosierungen regelmäßig angewendet, wirksam ist. Die bei Sinner nachgewiesene sehr geringe Menge sei kein Indiz für unbeabsichtigtes Doping wie behauptet sondern könnte eine Restmenge regelmäßig angewandter Mikrodosen sein, da sich das Steroid im Körper schnell abbaue. Nachdenkenswert sei auch, dass Clostebol offenbar vor allem in Italien ein beliebtes Dopingmittel sei mit den weltweit häufigsten entsprechenden positiven Fällen und Beispielen, die dem Fall Sinners gleichen.
Daher stellt sich die Fragen, nehmen Verbände und Sportschiedsgerichte entsprechend dem WADA-Code den Grundsatz der Verantwortung des Athleten für seinen Körper ernst und sanktionieren, wie in vielen anderen Fällen unabhängig davon, ob nachgewiesen werden kann, dass gedopt wurde, oder spricht man frei? Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Macht des Geldes. Nicht selten schrecken Anti-Doping-Organisationen vor langwierigen Gerichtsverfahren zurück, weil ihnen selbst die nötigen finanziellen Mittel fehlen. 29.8.2024:
ff-bz.com: Der Kampf um die Reputation
Anti-Doping-Maßnahmen der NADA zu den Paralymics. 29.8.2024:
NADA: Paralympics 2024: NADA stellt umfassendes Anti-Doping-Programm vor
Der kroatische Fußballspieler Mario Vuskovic, Hamburger SV, wurde vom CAS für 4 Jahre gesperrt. Damit wurde das zuvor ergangene Urteil des Schiedsgerichts des DFB aufgehoben und verschärft. 27./28.8.2024:
CAS/TAS: FOUR-YEAR PERIOD OF INELIGIBILITY IMPOSED ON MARIO VUŠKOVIĆ
(CROATIA / HAMBURGER SV) FURTHER TO A POSITIVE ANTI-DOPING
CONTROL FOR RECOMBINANT EPO
NADA: CAS-Entscheidung im Fall Mario Vuskovic
NDR: Dopingfall HSV-Profi Vuskovic: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Sportschau: CAS verlängert Sperre für HSV-Profi Vuskovic auf vier Jahre
Die UCI sah sich gezwungen dem WorldTeam Bahrain Victorious im Dopingfall Robert Stannard zu widersprechen. Seitens des neuen Teams von Stannard war behauptet worden, es wäre nie dargelegt worden weshalb der Fahrer des Dopings beschuldigt wurde, die Mediziner des Radteams hätten keinerlei Verfehlungen feststellen können. Die UCI verwies daraufhin auf das vollständige Urteil mit den Daten der Jahre 2017 und 2022 des Biologischen Passes (ABP), auf denen die 4Jahressperre beruht. Das ausführliche Urteil ist interessant, da es nicht häufig zu Dopingsperren kommt auf Basis des Biologischen Passes, denn als sicherer Nachweis für Doping ist er nur selten geeignet. Häufiger liefert er Verdachtsmomente und dient als Grundlage für Zielkontrollen. Ein weiterer Punkt fällt bei diesem Urteil auf. Die Beurteilung eines Dopingvergehens kann nicht direkt erfolgen sondern nur im Vergleich mit Daten anderer Jahre. Der Fahrer wurde erst im August 2023 vorläufig gesperrt, bis dahin fuhr er für verschiedene Teams. Die ausgesprochene 4Jahressperre betrifft den Zeitraum August 2018 bis August 2022. Auch wenn ihm alle Resultate gestrichen wurden und er eine hohe Summe seines erhaltenen Verdienstes zahlen muss, bleiben ihm 3 Jahre ohne aktive Rennerfahrung und Teamzugehörigkeit erspart. 23.8.2024:
UCI: UCI statement following declaration from Bahrain Victorious regarding recruitment of Robert Stannard
UCI: Anti-Doping Tribunal Judgment case ADT 05.2023
UCI v. Mr. Robert Stannard
Steroiddoping wie mit Testosteron wurde überwiegend mittels Urinkontrollen gesucht und gefunden. Nun scheint es möglich diese auch im Blut feststellen zu können und mittels des Biologischen Passes nachzuweisen. Langjährige Forschung auf Initiative der AIU war erfolgreich. 22.8.2024:
NZZ: Die Jagd auf Doper wird an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften neu lanciert
Der Leichtathletikverband von Bahrein erhielt massive Auflagen seitens der AIU nach 18 Monate andauernden Untersuchungen wegen Verstößen gegen das Anti-Doping-Reglement der AIU für Verbände (World Athletics Anti-Doping Rules (ADR)). Die Ermittlungen wurden ausgelöst nachdem Athleten für die OS in Tokio Eigenbluttransfusionen erhalten hatten und ein Verbandstrainer zwischen 2019 und 2021 mit dem Nationalteam arbeitete obwohl er wegen Dopingverfehlungen gesperrt war. 22.8.2024:
AIU: World Athletics Council approves AIU Board recommendation for Bahrain Athletics Association roadmap
Dopingfahndern stehen immer genauere Analysemethoden zur Verfügung, mittlerweile können kleinste Mengen nachgewiesen werden, auch Spuren von Medikamenten deren Einnahmen genehmigt waren z.B. nach Krankheiten. Ungewollte Kontaminationen über Nahrung oder Berührungen der Haut durch Dritte bleiben nicht mehr unentdeckt. Einerseits bieten sich damit für Dopende, insbesondere wenn mit Mikrodosen gearbeitet wird, schnell falsche Erklärungen an , aber es steigt auch die Gefahr falscher Anschuldigungen. 22.8.2024:
NZZ: Der Fall des Tennisspielers Jannik Sinner: War es Doping oder Kontamination durch Massage? Was die Laborwerte aussagen
Jannik Sinner, zur Zeit Weltranglistenerster im Tennis, wurde zweimal auf das anabole Steroid Clostebol getestet. Er wurde zwar jeweils kurz gesperrt, auch Preisgelder wurden eingezogen, doch schnell wurde seitens der International Tennis Integrity Agency (ITIA) der Erklärung es Spielers Glauben geschenkt, wonach es sich um eine Kontamination durch die Massagen seines Physiotherapeuten handle. Nun ist nach Bekanntwerden des Falles die Aufregung groß, der Verdacht einer Vertuschung kam schnell auf, denn er wirft viele Fragen auf. Eine unbeabsichtigte Kontamination über die Haut ist durchaus möglich, aber nicht bewiesen. Hierzu müssten weitere Untersuchungen stattfinden. Jetzt hängt es davon ab, wie die WADA mit dem Fall umgehen wird, ob sie das Handeln der ITIA akzeptieren kann oder ob es zu einem Einspruch vor dem CAS kommen wird. 21.8.2024:
Sportschau: ARD-Dopingexperte Seppelt über den Fall Jannik Sinner
DLF: Warum der Dopingfall von Tennis-Profi Jannik Sinner Fragen aufwirft
NZZ: Opfer oder Betrüger? Der Dopingfall von Jannik Sinner ist höchst seltsam
Der deutsche Radsportler Michael Heßmann wurde nach einem Einspruch der WADA gegen eine von der NADA ausgesprochene 4-Monate-Sperre für 21 Monate gesperrt wegen unbeabsichtigten Dopings. Bei ihm wurde im Juni 2023 das Diuretikum Chlortalidon nachgewiesen. 21./22.8.2024:
NADA: Entscheidung im Fall Heßmann
radsportnews: Heßmann erzielt Vergleich mit der WADA
Die „Enhanced Games“, Sportveranstaltungen weitgehend frei von Dopingeinschränkungen, sind letztlich eine logische Entwicklung. Seit Jahrzehnten boomen Anti-Age-Kliniken und und -Zentren. Vielfältige Methoden und Versuche, den Körper mit einem ‚kreativen‘ Medikamentenmix und entsprechenden Methoden bis hin zu höchst obskuren Maßnehmen zu überlisten, gibt es reichlich. Die Nachfrage ist groß, Angebote versprechen gute Einnahmen und nicht selten sind es schwer reiche Menschen, die sich hier engagieren und versuchen ihrem Traum vom ewigen Leben näher zu kommen. . Die Nähe zu Doping im Sport ist gegeben, so manche bekannt gewordenen Dopingaffairen waren eng mit Anti-Age-Zentren und -Gurus verbunden. Gläubige nehmen keine Warnungen vor Gesundheitsgefahren an, im Gegenteil, langes fittes Leben wartet. 20.8.2024:
sportschau: Erst freies Doping, dann länger leben?
Causa China / USADA – WADA: Jetzt hat sich auch Jack Robertson zu Wort gemeldet und wirft in einem 5seitigen Statement der Leitung der WADA vor, Falschinformationen zu verbreiten. Robertson war bis 2016 Chefermittler der WADA und arbeitete mit Howman und auch schon mit Olivier Niggli zusammen. Laut Robertson war die WADA damals sehr genau über den Einsatz von undercover eingesetzten Sportlern für die DEA informiert und eingebunden. Es habe keine gravierenden Differenzen gegeben, die WADA habe das US-Vorgehen unterstützt. Niggli war eingebunden. Die WADA wies diese Angaben gegenüber der NYT zurück (nicht veröffentlicht). Robertson fordert eine Umstrukturierung der WADA zu einer glaubhaft unabhängigen Organisation ohne korrupte Puppenspieler („a truly independent restructured agency needs to be instituted in its place, free of corrupted puppeteers.”).
Jack Roberston verließ 2016 frustriert die WADA und warf dem damaligen WADA-Präsidenten Craig Reedie Behinderungen bei den Ermittlungen zu Russland vor (>>> Interview mit Jack Robertson). 19.8.2024:
NYT: Former Investigator Assails World Anti-Doping Agency
Hintergrund:
>>> doping-archiv.de: Massendoping im chinesischen Schwimmsport? – Recherchen 2021 – 2024 und Pressechronik
Causa China / USADA – WADA: Interview mit David Howman, ehemaliger Generaldirektor der WADA, heute Leiter der Athletic Integrity Unit (AIU), über das Verhalten des WADA-Vorstands in der Affaire der Chinesischen Schwimmer. Er stellt nicht das WADA-Managementteam in Frage sondern hinterfragt das Verhalten des Vorsitzenden Banka und des Generaldirektors Niggli. Für Howman ist die fehlende Transparenz nicht hinnehmbar. „Jeder reagiert anders. Unglücklicherweise beginnen heutzutage viele Leute viel zu schnell, sich zu verteidigen, anstatt zu verstehen, dass es sich einfach um eine Frage nach Information handelt.“ 11.8.2024:
FAZ: Howman „Dann wird immer ein Verdacht im Raum stehen“
Causa China-WADA: WADA-Präsident Witold Banka, Generaldirektor Olivier Niggli und Chefjurist Ross Wenzel führten in Paris mit deutschen Politikern ein Gespräch über die Affaire China-WADA. Die Deutschen äußerten sich danach unzufrieden über das Ergebnis. 10.8.2024:
Sportschau: WADA-Chef Banka schließt Rücktritt aus – Konter von Tygart
Sportschau: WADA chief Banka rules out resignation
The Guardian berichtete am 28.7.2024 von einem des Dopings überführten Athleten, der von der USADA einen Deal angeboten bekam, als Undercover-Agent Suspendierung und Sperre vermeiden zu können. Mittlerweile sind es mindestens drei Sportler, die sich zwischen 2011 und 2015 darauf eingelassen haben. 2021 erfuhr die WADA davon und verlangte ein sofortiges Ende dieser Praxis, da solche Deals nicht mit dem WADA-Code vereinbar seien. Die USADA forderte von der WADA absolutes Stillschweigen um die Sportler nicht zu gefährden. Zum Schutz der Athleten schwieg die WADA.
Persönliche Anmerkung: Undercover werfen einige ethische und moralische Fragen auf. Wie weit dürfen Doping-Untersuchungen gehen? Mit dem Einsatz aktiver Athleten zur Vermeidung von Dopingsanktionen scheint mir eine Grenze überschritten worden zu sein. 7.8.2024:
Reuters: Athletes undercover? Global and U.S. anti-doping agencies clash over tactics
the guardian: Revealed: how a Kenyan runner turned undercover agent to lift the lid on dopers
WADA: WADA statement on Reuters story exposing USADA scheme in contravention of World Anti-Doping Code
USADA: Statement from USADA CEO Travis T. Tygart on WADA’s Statement Regarding Informants
Die WADA veröffentlichte ihren Jahresbericht 2023:
WADA: WADA publishes 2023 Annual Report
Causa China-WADA, eine Zusammenfassung. 1.7.2024:
BBC: Why the world’s anti-doping agency feels stuck between US and China
Causa China-WADA: Im November 2022 wurden eine chinesische Schwimmerin und ein chinesischer Schwimmer, Anfang 2023 ein BMX-Fahrer und ein Schütze positiv getestet. Das gefundene Anabolikum Metandienon wurde bei allen 4 Sportler*innen in geringen Dosen gefunden. Sie wurden sofort suspendiert. Bei allen vier wurde nach Angaben der CHINADA überprüft, ob eventuell eine Kontaminationen von Nahrungsmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln vorlag. Umfangreiche Tests hätten diesen Verdacht nach einem Jahr in den 4 Fällen bestätigt, so die WADA. Die WADA akzeptierte die Beurteilung und legte keinen Einspruch vor dem CAS ein. Sie habe aber Anfang 2024 eine Studie in Auftrag gegeben, mit dem Ziel die Häufigkeit, Wahrscheinlichkeit und das Risiko in China und anderen Ländern kontaminiertes Fleisch zu verzehren, zu erforschen. Es habe in letzter Zeit weltweit sehr viele entsprechende Fälle gegeben. Es stellen sich erneut viele Fragen zu dem Umgang der WADA mit den Fällen, denn die chinesischen Erklärungen wecken erneut viele Zweifel. 30.7./1.8.2024:
WADA: WADA statement on contamination cases in China
sportschau: Neue Doping-Verdachtsfälle WADA winkt weitere chinesische Freisprüche durch
Sportschau: Der nächste Hinterzimmerdeal der WADA
Juli 2024
Die Zahl der Sportler*innen, die an Olympischen Spielen teilnahmen und während oder danach des Dopings überführt wurden, ist hoch. Gemessen an den Teilnehmerzahlen an den OS bleibt deren Anteil jedoch weit geringer als Studien erwarten lassen (s. news vom 24.7.2024 um.). 30./31.7.2024:
nrk: 57 OL-utøvere er tidligere dømt i dopingsaker – setter spørsmålstegn ved dopingjakten
spe15: Le dopage invité permanent des Jeux Olympiques
FR: Doping-Experte über Olympia: „Glaube nicht, dass in Paris so viele Fälle aufgedeckt werden“, 28.7.2024
Hintergrund:
Wikipedia: Doping at the Olympic Games
Wikipedia: Liste der aberkannten olympischen Medaillen
NYT: At Least 120 Athletes at the Rio Olympics Were Previously Suspended for Doping, 18.8.2016
Olympedia OS London 2012, nachträglich überführte Sportler*innen
Causa China-WADA: Es kracht ernsthaft zwischen zwischen IOC, WADA und USA, nicht nur hinter den Kulissen. Andere Organisationen wie Nationale Anti-Doping-Organisationen, aber auch vor allem westlich orientierte Regierungen stehen irgendwo dazwischen und äußern sich verhalten kritisch. Letztlicher Auslöser für die zur Zeit öffentlichen Auseinandersetzungen waren die Enthüllungen über den Umgang mit der Affaire um die 23 chinesischen Schwimmer*innen, die im öffentlichen Diskurs weiterhin unter Dopingverdacht stehen, während die WADA sich nicht dazu entschließen kann trotz neu aufgetauchter Hinweise das Verfahren neu aufzurollen. Viele Athleten*innen sind irritiert bis wütend über das Verhalten der WADA und sprechen von verlorenem Glauben an einen gerechten Anti-Doping-Kampf. Es geht um Macht und damit um politischen Einfluss. Der Konflikt zwischen den USA und der WADA begann zu eskalieren mit der Verabschiedung des Rodchenko Acts, der gegenwärtig auch im Zentrum der Auseinandersetzungen steht. Widerspricht das Gesetz tatsächlich dem WADA-Code wie vom IOC und der WADA behauptet? Dabei steht auch die Frage im Raum, was wäre, wenn andere Nationen sich juristisch vergleichbar der USA aufstellen würden? Diese Diskussion wurde öffentlich noch nicht intensiv geführt. Solch eine Diskussion würde schnell über den Rand des Sports schwappen und hochpolitisch werden, z.B. vor dem Hintergrund, dass die USA den Internationalen Strafgerichtshof nicht anerkennt.
J. S. Andersen: The pill that contaminated anti-doping worldwide, 26.7.2024
Global Athlete: The International Olympic Committee’s Failures Cannot Be Ignored, 24.7.2024
DLF: Ringen um Macht im internationalen Anti-Doping-Kampf, 29.4.2024
Causa China-WADA: Die WADA sprach davon die USADA einer Compliance-Überprüfung unterziehen zu wollen. 24.7.2024:
Reuters: Exclusive: WADA to put U.S. anti-doping agency under compliance review
Des Dopings überführte Sportler als Under-cover-Agenten einsetzen, indem diesen versprochen wird, sie könnten damit einer Dopingstrafe entgehen oder eine solche reduzieren? Die USADA versucht auf diesem Wege an Dopinginformationen zu kommen. Das Beispiel eines jungen unbekannten Kenianers, der sich nach einer positiven Kontrolle bereit erklärte under-cover zu agieren und daher wieder am aktiven Sportbetrieb teilnehmen durfte.
Frage: Was bedeutet dies für Sportler, die diese Rolle akzeptieren aber selbst nicht hard-core-Doper sind sondern eher „reingerutscht“ waren, wie im Text als Möglichkeit geschildert? 28.7.2024:
the guardian: Revealed: how a Kenyan runner turned undercover agent to lift the lid on dopers
Causa China-WADA: Die Ermittlungsabteilungen der WADA und der ITA prüfen die neuen Informationen, die der ARD-Dopingredaktion zugespielt wurden – oder doch nicht? Möchte die WADA erst Kontakt zu einem Whistleblower? Solch ein Wunsch ist grenzwertig und könnte den Informanten schwer gefährden. Die nachgereichten Informationen aus China stimmen in wichtigen Punkten nicht mit den ursprünglich aus China genannten Informationen überein und nähren den Dopingverdacht. 27./29.7. 2024:
sportschau: WADA geht Hinweisen nicht nach: China-Affäre geht weiter
sportschau: WADA prüft neue Verdachtsmomente nach ARD-Recherchen
BR-Reportage über Medikamentenmissbrauch/Doping im deutschen Amateursport, nicht nur im Bodybuilding. 25./27.7.2024:
BR: Toxischer Ehrgeiz · Doping im Amateursport | Reportage
BR: BR-Recherche: So leichtfertig dopen Amateure
Die Dopingkontrollpraxis lässt sich weltweit nur schwer miteinander vergleichen. Manipulative Gründe spielen eine Rolle doch scheitert eine wirkungsvolle, aussagekräftige häufig an den Finanzen, die den Kontrollinstanzen zur Verfügung stehen.
Wie also lassen sich Interpretationen und Einschätzungen von Dopingvorfällen miteinander vergleichen und weltweit auf ein vergleichbares Niveau bringen? Die gegenwärtige Praxis, stark geprägt durch völlig unterschiedliche nationale Gegebenheiten wie gesellschaftliche und ökonomische Strukturen, erschwert eine weltweit einheitlichere Praxis extrem, zumal wenn der Antidopingkampf unter Nationen und Verbänden massiv von politischen Richtungskämpfen und dem Kampf um Einflussnahmen bestimmt wird. Allerdings wäre es schon hilfreich, wenn die Informationen in den Jahresberichten Agenturen ausführlicher wären.
FAZ: Saubere Spiele sind zu teuer, 26.7.2024
NZZ: Der Kampf gegen Doping wird zur Farce: Ob Sportler gesperrt werden oder nicht, darf keine Frage des Passes sein, 23.7.2024
FAZ: Den Dopern auf der Spur, 23.7.2024
Frontiers: The purpose and effectiveness of doping testing in sport, 13.5.2024
Das vorolympische Doping-Kontroll-Programm:
ITA: The ITA concludes Paris 2024 pre-Games anti-doping program, reports that close to 90% of athletes were tested at least once ahead of Olympics, 24.7.2024
anti-doping database: Can Paris 2024 Summer Olympic Games Be the Cleanest Games Ever?
Dopingfälle in China. 25.7.2024:
anti-doping database: Is Doping A Big Problem in China?
Die zur Zeit vorgenommenen Dopingtest auf Testosteron finden Doping bei Frauen sehr selten, zu diesem Ergebnis kommt eine schwedische Studie. Die am Beispiel von Männern entwickelten Testverfahren berücksichtigen nicht die schwankenden Hormonwerte bei Frauen. Ein verändertes Verfahren soll nun exaktere Ergebnisse bringen.
Karolinska Institutet: New doping test can reveal more cheating female athletes, 11.6.2024
rnd: Neues Testverfahren: Wie Doping bei Frauen jetzt leichter nachgewiesen werden kann, 25.7.2024
Causa China-WADA: Die Anwendung des Rodchenko-Acts in den USA vrgiftetdie Beziehungen der WADA zu den USA, und auch zwischen dem IOC und der USA. Jetzt wird sich gegenseitig gedroht.
Reuters: Doping-US at risk of losing both 2028 and 2034 Olympics, says Pound, 16.7.2024
FAZ: Schlammschlacht unter Doping-Bekämpfern, 25.7.2024
2022 führt UKAD eine kleine Studie unter britischen Hochleistungssportlern durch um herauszufinden, wie hoch die Dopingrate sein könnte. Danach beträgt die Dopingwahrscheinlichkeit 13%. Diese Zahl ist wesentlich höher als die Ergebnisse von Dopingkontrollen nahe legen, wonach weit weniger als 1% der Kontrollen sowohl in GB als auch weltweit als positiv eingestuft werden. Andererseits liegen die 13% weit unter den Ergebnissen anderer Studien, die zu einer Dopingprävalenz von bis zu ca 45% kommen. Laut UKAD handelte sich um eine Pilotstudie, mit der die Methodik der Untersuchungen getestet werden und dazu beitragen soll, die WADA und ihre Shakeholder darin zu unterstützen, weltweit aussagekräftige Prävalenzstudien durchführen zu können. 24.7.2024:
Honest Sport: 13% of British athletes admit to doping, new study finds
UKAD: Enhancing fair play: in the run up to Paris, a spotlight on UKAD’s research, innovation and data analytics, 17.5.2024
WADA: WADA’s work on prevalence of doping: Understanding the effectiveness of anti-doping programs, 3.6.2022
Hintergrund zu der erwähnten WADA-Studie zu der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu siehe
doping-archiv: 2013, 2015, 2017 WADA-Studie: Doping in Elite Sports Assessed by Randomized-Response Surveys
Video-Dokumentation der ARD-Doping-Redaktion über die Dopinggeschichte der Olympischen Spiele: 19.7.2024:
Das Erste: Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele
Die Methode der Inhalation von Kohlenmonoxid zu Dopingzwecken ist seit Jahrzehnten bekannt, Aufsehen erregte sie bislang kaum. Verboten ist sie nicht, auch wenn jetzt von erstaunlichen Leistungssteigerungen die Rede ist und sie die Kriterien zur Einstufung als Dopingsubstanz rechtfertigten würde. 19.7.2024:
sportschau: Schneller dank Kohlenmonoxid?
Escape Collective: Exclusive: Tour riders are inhaling carbon monoxide to optimise altitude training, 12.7.2024
ÄrzteZeitung: Gehört Kohlenmonoxid auf die Dopingliste? 5.7.2020
Olympische Spiele 1992 in Barcelona: Die Spanische Regierung hat nach Informationen, die der ARD-Doping-Redaktion vorliegen, Arzt Eufemiano Fuentes damit beauftragt, spanische Sportler*innen mit Doping zu Höchstleistungen vorzubereiten. Das betraf insbesondere Kinder und Jugendliche, die nach 1982 ausgewählt und gezielt gefördert wurden. Entsprechende Behandlungs- und Trainingsvorlagen kamen aus dem Ostblick, deren Pläne mit Dollar erkauft wurden. Die spanischen Erfolge bei den OS 1992 zeigen, dass das Vorhaben gelungen ist. Einer der damals gedopten Sportler, Ex-Sprinter Cayetano Cornet, nahm seit 2006 und auch wieder 2024 in Paris als Olympia-Team-Chef der spanischen Mannschaft teil. 18.7.2024:
Sportschau: Schatten über Olympia 1992 – Fuentes beschreibt spanisches Doping-System
COE: COMUNICADO OFICIAL – Reaktion/Dementi des spanischen NOK
Hintergrund: >>> doping-archiv.de: Eufemiano Fuentes
Umfrage der ARD-Doping-Redaktion zur Frage wie die dopingbelastet die Olympischen Spiele 2024 in Paris eingeschätzt werden. 17.7.2024:
sportschau: Viele Deutsche zweifeln an dopingfreien Spielen
Immer wieder die gleichen Fragen: Wie kommt es zu immer besseren Leistungen? Wird gedopt, oder doch nicht? Vielleicht, vielleicht auch nicht, beides ist möglich. 17.7.2024:
NZZ: An der Tour de France purzeln die Rekorde. Neue Pharmazeutika erhöhen die Betrugsmöglichkeiten. Besteht ein Zusammenhang?
Causa China-WADA: Richard Pound warnte die USA davor, den Rodchenko Act einzusetzen, um eigenständig die Affaire China-WADA zu untersuchen. Der Rodchenko Act sei mit dem WADA-Code nicht vereinbar, so dass es sein könne, dass die USADA als no-compliant von der WADA eingestuft werde und der USA damit die Ausricchtung Olympischer Spiele mehr möglich sei. Die USA wurden als Ausrichter der Sommerspiele 2028 und der Winterspiele 2034 gewählt. 16./17.7.2024:
Reuters: Doping-US at risk of losing both 2028 and 2034 Olympics, says Pound
insidethegames: US anti-doping laws may jeopardise organisation of LA28 and SLC-UT 2034
ZDF-Dokumentation über und mit Jan Ullrich. 13.7.2024:
ZDF-Mediathek: Jan Ullrich – Der Gejagte, Folgen 1-4
Interview mit Hajo Seppelt, AD-Doping-Redaktion zur Affaire China-Wada, allgemeiner Dopingsituation und möglichen persönlichen Bedrohungen. 10.7.2024:
blick.ch: Doping-Experte Hajo Seppelt «Ich habe Verständnis, wenn Sportler dopen»
Causa China-WADA: World Aquatics legte ebenfalls einen Bericht vor, der den Verband und der WADA korrektes Verhalten im Umgang mit den möglichen Dopingvorfällen bescheinigt. 16.7.2024:
Reuters: World Aquatics did not mishandle Chinese doping cases, confirms audit
Causa China-WADA: Die WADA veröffentlichte einen vorläufigen Untersuchungsbericht zur Affaire. Danach ist der WADA kein Fehlverhalten vorzuwerfen. Ein Abschlussbericht wird folgen. 9./10./12./13.7.2024:
WADA:Independent Prosecutor concludes WADA showed no bias towards China and decision not to appeal Chinese swimming cases was ‘indisputably reasonable’
>>> SUMMARY REPORT, Issued on July 1 2024 by Eric COTTIER (hereinafter: the Investigator), in Lausanne
FAZ: Das Prinzip Stillhalten
Global Athlete: Joint Statement from Global Athlete & FairSport Following the Interim WADA Report on the Positive Drug Tests of 23 Chinese Swimmers
SZ: Ein Freispruch, der wie ein Brandbeschleuniger wirkt
DLF: Dopingexperte Seppelt attestiert WADA-Bericht „zweifelhafte Basis“
In Dänemark ging ein Doping-Prozess mit zum Teil hohen Haftstrafen zu Ende. Große Mengen Doping-, Betäubungs- und Arzneimittel waren sichergestellt worden. Der Händlerring war international aufgestellt. Ein Großteil der Substanzen stammte aus Asien, hier insbesondere Indien.
Als Hintergrund ist wohl das Netzwerk des Großdealers Sporon-Fiedler, dessen Machenschaften von der ARD-Doping-Redaktion in der Dokumentation „Geheimsache Doping: Dealer“ zusammengestellt wurden, zu sehen. 9.7.2024:
dpa: Lange Haftstrafe wegen Dopingschmuggels
Sportschau: Dänisch-deutsche Dealerbande vor Gericht, 15.5.2024
>>> Sportschau: Geheimsache Doping: Dealer, 4.4.2023
Das Umfeld dopender Athlet*innen wird noch immer zu wenig beachtet, in die Untersuchungen mit einbezogen und sanktioniert. Meistens müssen die Sportler*innen allein die Konsequenzen tragen. Ein Plädoyer für Änderungen. 8.7.2024:
LawInSport: Draining the doping swamp: sanctioning an athlete’s entourage using the WADA Code
Causa China-WADA: Seitens des US-Kongresses erging am 21.5.2024 die Bitte um Eröffnung von Untersuchungen bez. der Affaire um 23 chinesische Schwimmer nach dem Rodchenko-Act an das US-Justizministerium und das FBI. Der Internationale Schwimmverband World Aquatics bestätigte jetzt, dass er um Informationen zu den Vorfällen aufgefordert wurde. Die WADA wurde noch nicht beteiligt bzw. angefragt. 4./5.7.2024:
AP: US federal investigation into Chinese swimmers‘ doping cases subpoeanas World Aquatics‘ executive director to testify
WADA: WADA statement regarding U.S. Department of Justice investigation into Chinese swimming case
US Congress: Letter to DOJ, 21.5.2024