Laure, Patrick: Aufwertung der Doping-Prävention

2018 Patrick Laure: Die Prävention von Doping und Dopingverhalten aufwerten!

Patrick Laure, Mediziner und Soziologe, ist französischer Experte für Dopinggeschichte und Dopingprävention. Er arbeitet für die Regionaldirektion Lothringen des französischen Sportministeriums für Jugend, Sport und sozialen Zusammenhalt. Patrick Laure ist Autor mehrerer Bücher und Artikel zur Dopinggeschichte und Dopingprävention.

Der Originalartikel
Patrick Laure, Valoriser la prévention du dopage et des conduites dopantesist >>> hier auf doping-archiv.de zu finden.
Der Artikel in deutscher Übersetzung erschien erstmals im Doping Magazin 2/2018.

Die Prävention von Doping und Dopingverhalten aufwerten!

Ausgehend von einer Analyse der Definition von Prävention sollen in diesem Text die Voraussetzungen für die Organisation und Umsetzung relevanter und wirksamer Maßnahmen zur Prävention von Doping und Dopingverhalten beschrieben werden.

1) Was ist Prävention?

Prävention bedeutet, ein in einer sozialen Gruppe in Bezug auf deren Grundwerte als problematisch angesehenes Verhalten zu antizipieren. Diese Definition macht auf einige Hindernisse für Präventionsmaßnahmen aufmerksam:

• Wenn in einer gegebenen Gruppe ein Verhalten nicht als problematisch angesehen wird, interessiert sich diese in keiner Weise für Maßnahmen zum Vorbeugen eines solchen Verhaltens. Wenn zum Beispiel die Funktionäre eines Sportvereins der Ansicht sind, Doping gäbe es bei ihren Jugendlichen nicht. werden sie auch der Meinung sein, es sei sinnlos ist, eine entsprecchende Präventivmaßnahme mit Ihren jungen Sportlern durchzuführen.

• Ein bestimmtes Verhalten kann für eine Gruppe problematisch sein, für eine andere aber nicht. So ist das Rauchen von Cannabis (eine in Frankreich illegale Praxis) für viele Jugendliche kein Problem, für nicht wenige Erwachsene aber schon.

• Eine soziale Gruppe (ein Gemeinwesen, eine Nation usw.) ohne jegliche Werte hat keinen Grund zu der Annahme, dass ein Verhalten Probleme bereiten könnte.

Für die Durchführung einer Dopingpräventionsmaßnahme in einer Sportgruppe ist es daher unabdingbar, dass diese über Werte verfügt und Doping und Dopingverhalten als problematisch einordnet.

Ziele der Prävention sind:

Begrenzen des Auftretens problematischen Verhaltens (Reduktion der Auftretenswahrscheinlichkeit). Nach der Weltgesundheitsorganisatlon (WHO) wird dies als Primärprävention bezeichnet. Bei der Dopingprävention heißt dies: Verhindern. dass junge Sportler anfangen zu dopen. Das wirft für jeden Verantwortlichen sehr praktische Fragen auf wie z. B. folgende: Können wir ein Doping-Experiment zulassen, in dem ein junger Mensch z. B. eine Substanz ein einziges Mal ausprobiert (um seine Wirkung zu testen), wenn dies dazu führen könnte, wirksam die Anzahl gedopter Sportler zu reduzieren?

Verringern der Anzahl von Personen, die sich dieses problematische Verhalten zu eigen gemacht haben (Reduktion der Häufigkeit), nach der WHO genannt Sekundärprävention. Dies wäre möglich z.B indem man Athleten, die sich bereits dopen, dabei unterstützt, diese Praxis zu beenden. Wenn man die Anzahl nicht reduzieren kann, dann sollten die eventuellen negativen Konsequenzen dieses Verhaltens durch Maßnahmen der Risikoreduktion verringert werden. Zum Beispiel würde dies im Falle von Doping mit anabolen Steroiden bedeuten, dem Sportler Substitutionsprodukte zu verordnen. Dies entspräche dem Modell der Verwendung von Methadon bei rauschgiftsüchtigen Menschen.

Beitrag zur Wiedereingliederung / Rehabilitation von Menschen, die als Folge ihres Dopings Schaden erlitten haben (gesundheitliche, soziale usw.), nach der WHO genannt Tertiärprävention. Nötig wären hier z.B. begleitende Maßnahmen für Sportler*innen, die positiv getestet wurden, um ihnen eine Wiedereingliederung in eine gesunde und zulässige Sportpraxis zu ermöglichen.

Bis heute scheint der Kampf gegen Doping, so wie er von den nationalen Antidoping-Agenturen mittels Doping-Kontrollen organisiert wird, lediglich auf das zweite Ziel hin konzentriert zu werden. Das heißt:: Athleten zu identifizieren, die verbotene Produkte konsumieren, um sie anschließend zu sanktionieren, indem man sie aus der dem Leistungssport ausschließt.

2) Warum ist Dopen problematisch?

Zu dem breit gefächerten Begriff Dopingverhalten, dem Konsum von Substanzen mit der Zielsetzung des Erzielens von Leistungen (in Sport, Beruf, Schule, Familie, etc.), gehört auch Doping im Sport. Doping ist die Verwendung von Produkten und Methoden durch Sportler, die auf der Verbotsliste für Sportler stehen, die jedes Jahr aktualisiert von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) herausgegeben und von nationalen Antidopingagenturen umgesetzt wird. Doping ist durch die internationalen Sportverbände verboten.

Um für die Dopingprävention Doping zum Problem werden zu lassen, reicht es nicht aus, dass Doping verboten ist. Zum Beispiel ist es einem Fahrzeuglenker verboten, während der Fahrt zu telefonieren. Trotzdem denken viele Leute, dass dies keine Gefahren mit sich bringt, also dass ein solches Verhalten nicht problematisch ist. Nach dem amerikanischen Soziologen Howard Becker wird ein Verhalten unter zwei Bedingungen als problematisch angesehen: wenn es erstens im Gegensatz zu den Werten der Gruppe steht und es zweitens nachgewiesen/identifiziert werden kann:

• Erste Bedingung: Als problematisch wird ein Dopingverhalten angesehen, wenn es weit verbreitet und für die Gesundheit oder die öffentliche Ordnung gefährlich ist, wenn es dazu eine ungünstige soziale Wahrnehmung gibt oder wenn es negative sozioökonomische Auswirkungen hat.

Wenn diese Punkte nicht als relevant angesehen werden, werden Planung und Durchführung von Dopingpräventionsmaßnahmen sehr schwierig. Zum Beispiel ist Dopingverhalten bei jungen Sportlern verhältnismäßig wenig verbreitet: Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass durchschnittlich nur 3 bis 5% der Jugendlichen bereits eine verbotene Substanz zur Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit verwendet haben [1-4]. Diese Prävalenz ist bei Jungen höher als bei Mädchen und steigt mit zunehmendem Alter, Wettkampfhäufigkeit und wachsendem Leistungsniveau an.

Laut einer Umfrage unter jungen Leistungssportlern auf regionaler Ebene in Frankreich gaben 4% an, verbotene Substanzen zu verwenden. 10% gaben an, mindestens einmal Substanzen zur Verbesserung ihrer Leistung erhalten zu haben, im Durchschnitt von zwei verschiedenen Personen (Kameraden. Eltern … [5].

• Zweite Bedingung: Das Verhalten muss nachweisbar/idendizierbar sein. Das ist schwierig, da der Konsum von Substanzen meist nicht sichtbar ist… Darüber hinaus hat sich die jetzige Form des Kampfes gegen Doping eher als kontraproduktiv herausgestellt. Anti-Doping-Tests können in der Tat Doping nachweisen; aber da nur in 1 bis 2% der Tests positiv sind, könnte man letztlich zum Schluss kommen, dass sich eigentlich nur sehr wenige Athleten dopen. Als Konsequenz wird dann der Dopingprävention nur ein geringer Stellenwert eingeräumt.

Die derzeit verfügbaren Argumente auf der Basis ethischer Argumente und von Gesundheitsgefahren mit dem Hinweis auf die geltenden Regeln sind sinnvoll, wenn das Verantwortungsgefühl von Sportlern hierfür entwickelt werden soll. Um verantwortungsbewusst handeln zu können, muss ein Sportler hierzu zumindest über objektive und erschöpfende Informationen verfügen.

Aber diese Argumente reichen oft nicht aus, um Athleten, Trainer, Funktionäre oder die Öffentlichkeit dahingehend zu überzeugen, dass zur Dopingbekämpfung Präventionsmaßnahmen nötig sind.

3) Zur Notwendigkeit von Forschung

Seit den 1950er-Jahren ist der Substanzenkonsum von Sportlern Gegenstand umfangreicher Forschung, aber nur in Bereichen, die nicht unbedingt für die Erstellung von Doping-Präventionsprogrammen nützlich sind. Die wissenschaftliche Literatur umfasst einen umfangreichen Fundus an Arbeiten zum Nachweis von Substanzen im Urin, für Anti-Doping-Analysen oder die Bestimmung von Blutparametern für den biologischen Pass. Diese Texte machen einen Anteil von knapp über 40% der Doping-Publikationen aus, die von PubMed (einer biologischen und medizinischen bibliographischen Datenbank) aufgelistet sind. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Studien zu den Gesundheitsrisiken verschiedener Substanzen sowie Publikationen zur Dopingprävalenz von Sportlern (besonders von jungen Sportlern).

Nur etwa 10% der wissenschaftlichen Artikel zum Thema Doping (Referenz: PubMed) befassen sich mit dem Thema Dopingprävention. Einige behandeln Risikofaktoren, andere untersuchen Einstellungen und Überzeugungen von Akteuren im Sport (Athleten, Trainer, Funktionäre) zu Doping usw.. Praktisch keiner dieser Artikel beschreibt Präventionsmaßnahmen, die methodisch streng durchgeführt und evaluiert wurden (z.B. mittels einer kontrollierten und randomisierten Untersuchung) womit man ihre Wirksamkeit bei der Verhaltensänderung nachweisen könnte (z.B. um den Erst-Konsum von Dopingmitteln durch junge Sportler zu begrenzen). Zu fordern ist daher, dass das Thema Doping-Prävention deutlich stärker von der Forschung aufgegriffen wird.

Wir verstehen die Bedeutung der Verfügbarkeit biologischer und biochemischer Daten, um den Nachweis verbotener Substanzen zu verbessern. Aber ebenso wichtig ist es, Daten aus der wissenschaftlichen Forschung zu haben, die für das Ableiten effektiver Doping-Präventionsmaßnahmen hilfreich sein können, Daten, die aufgeschlüsselt sind nach Alter und Geschlecht der Sportler, ihren sportlichen Zielen und vielen anderen Kriterien. Zum Gewinnen des notwendigen Wissens sind weitere Untersuchungen zu dopingbegünstigenden Faktoren notwendig, aber auch über die Entwicklung von Maßnahmen zur Wirksamkeit der während Präventionsmaßnahmen vermittelten Botschaften, zur optimalen Dauer einer Maßnahme und vielem mehr.

Für die Gegenwart können wir feststellen: Die meisten der unter dem Begriff der Doping-Prävention laufenden Maßnahmen basieren nicht auf bewährten und wissenschaftlichen Modellen, sondern auf der simplen Annahme der Präventionsakteure, dass ihre eigene Überzeugungskraft zum Überzeugen von jungen Sportlern ausreicht, keine verbotenen und für ihre Gesundheit gefährlichen Substanzen zu verwenden … (auch wenn man seit den 1980er Jahren weiß, dass diese beiden Argumente wirkungslos sind und dass sie manche junge Sportler gerade dazu ermutigen können, solche Substanzen auszuprobieren…).

Eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung dieser notwendigen wissenschaftlichen Forschung ist vor allem, dass sie von multidisziplinären Teams geleistet wird, die sich vor allem aus Psychologen, Medizinern, Soziologen etc. zusammen setzen. Eine solche Forschung muss aber Anerkennung finden und wert geschätzt werden. Welches Hochschulteam wird sich diesem Thema widmen wollen, wenn es dafür keine Finanzierung gibt oder wenn Möglichkeiten fehlen, Ergebnisse in den wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen?

Um den Mangel an wissenschaftlichen Daten zu einer spezifischen Prävention von Doping und Dopingverhalten zu kompensieren, haben einige Forschergruppen – auch unsere eigene – andere Bereiche untersucht, in denen als problematisch angesehene Verhaltensweisen vorkommen wie Sucht, Gewalt, Mpbbing usw. .

4) Zum Beitrag anderer Disziplinen

Im Alltag gibt es viele als problematisch angesehene Verhaltensweisen. zu denen es sowohl gründliche Forschung als auch Präventionsmaßnahmen gibt, wie zum Beispiel: übermäßiger Konsum von Alkohol, übertriebene Nutzung elektronischer Geräte (Smartphones, Tablets, Computer) durch junge Menschen, Mobbing in der Schule, sexuelle Belästigung, Diebstahl, Gewalt, Beschädigung öffentlicher Einrichtungen oder von Privatbesitz usw.. Diese Handlungen haben alle einen gemeinsamen Nenner: Es sind Menschen, die sie in die Tat umsetzen.

Verschiedene z.B. biomedizinische oder psychosoziale theoretische Modelle ermöglichen zumindest teilweise die Erklärung des Auftretens solchen Verhaltens in einer gegebenen Umwelt. Viele basieren auf dem 1992 von Hawkins vorgeschlagenen Konzept der Verletzlichkeit und von Schutzfaktoren (6). In einer gegebenen Situation, vom Autor am Beispiel Alkohol verdeutlicht, wird ein Jugendlicher, dessen Persönlichkeit gute Schutz- und geringe Verletzlichkeitsfaktoren aufweist, nicht in die Versuchung geraten, übermäßig Alkohol zu konsumieren (oder er verzichtet völlig darauf). Im entgegengesetzten Fall – ohne solche Faktoren – wird er dem übermäßigen Konsum von Alkohol zustimmen. In diesem Beispiel finden wir Analogien zu Dopingverhalten und Doping. Die Ähnlichkeiten erklären, warum einige Forschungsteams in Ermangelung spezifischer Daten zur Dopingprävention aus Daten zum Suchtverhalten (dann anschließend auch zu anderen problematischen Verhaltensweisen) Interventionsmethoden zur Reduktion der Häufigkeit oder der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Doping abgeleitet haben.

Wie andere Forscherteams auch haben wir uns seit vielen Jahren dafür entschieden, zum Management von Emotionen zu forschen, zur Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung, zur Entwicklung der Fähigkeit der Bitte um Hilfe, usw.. lm Jahr 2014 hat das französische Nationale Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) seine Schwerpunkte erweitert, denn zur Vermeidung von Suchtverhalten von Jugendlichen empfiehlt es seitdem die Entwicklung psychosozialer Fähigkeiten [7]. Dieser Ansatz hat sich auch bei der Anwendung auf die Prävention von Doping und Dopingverhalten als wirksam erwiesen [8-11]. Es macht also Sinn, sich von Fortschritten bei der Vermeidung anderer problematischer Verhaltensweisen inspirieren zu lassen. Darüber hinaus zeigt die Verwendung von bereits in anderen Bereichen angewendeten Präventionsmethoden (eventuell mit zielgerichteter Anpassung), dass es möglich ist, Schranken zwischen verschiedenen Präventionsfeldern abzubauen. Denn die Existenz „spezialisierter“ Akteure – die einen zu Nikotin/Tabak, andere zu Alkohol, wieder andere zu Problemen mit der Sexualität, und weitere zu Mobbing etc. – führt zu einer Vielzahl neben einander her laufender Aktionen, mit der Konsequenz, dass manche Jugendliche sagen, sie hätten die Nase voll von so viel Prävention!

Wenn wir z. B. einem Jugendlichen Hilfsmittel zur Verfügung stellen, um dem Konsum von Drogen zu widerstehen, ist er auch besser gewappnet, das Angebot eines Glases Alkohol oder einer Dopingsubstanz, um die er nicht gebeten hat, abzulehnen. Dies bedeutet, dass Themen wie Doping und Dopingverhalten in schulische Gesundheitsförderungsmaßnahmen wie etwa zum Missbrauch von Alkohol oder Tabak sowie zur Verwendung von Kondomen etc. integriert werden sollten. So könnten zum Beispiel Suchtpräventionsfachleute zur Prävention von Doping- und Dopingverhalten beitragen, sofern sie für diesen Bereich gezielt geschult werden.

5) Zur notwendigen Ausbildung von Dopingpräventionsspeziallsten

Improvisation bei der Entwicklung eines Programms zur Prävention von Doping- und Doping-Verhalten reicht ebenso wenig aus wie Improvisation bei der Durchführung von Präventions-Maßnahmen mit Sportlern und anderen Handelnden im Sport (Eltern, Trainer, Funktionäre). Akteure, die bei Präventionsmaßnahmen zum Einsatz kommen, müssen mindestens :

• uber Wissen zur Zielgruppe, die sie ansprechen, verfügen (Jugendliche usw.

• zum betreffenden Thema kompetent sein, in unserem Fall zu Doping und Dopingverhalten (Wissen zu Substanzen, Motive des Konsums etc.)

• Präventions-Prinzipien beherrschen (Definition, Ziele, Theorie-Modelle usw.)

• Die Ziele der Maßnahme im Griff haben (Emotionsmanagement, Entwicklung der Fähigkeit. „Nein“ zu sagen usw.)

• Animationstechniken kennen und Methodenkompetenz für das Erreichen der Ziele der Präventionsmaßnahme haben

• Maßnahmen an die Zwänge des Leistungssports anpassen können (z. B. wenig Zeit für die Präventionsmaßnahme zur Verfügung haben), d.h. auf alles verzichten zu können, was nicht unmittelbar nützlich ist

• Maßnahmen evaluieren können.

Diese Kenntnisse und Fähigkeiten müssen regelmäßig aktualisiert werden.

Kurz zur Erinnerung: Vorbeugen bedeutet einem Verhalten vorweg zu greifen (um den ersten Konsum zu vermeiden) oder eine Verhaltensänderung zu begleiten (um den laufenden Konsum zu stoppen). In Frankreich hatten mehrere kürzlich durchgeführte nationale Ausbildungsmaßnahmen als Ziel, in ihrem Fachgebiet erfahrenen Präventionsspezialisten (meist von Suchtproblemen Jugendlicher) eine zusätzliche Spezialisierung für die Prävention von Doping- und Dopingverhalten zu vermitteln. So sieht beispielsweise der Plan der Regierung zur Bekämpfung von Drogen und Suchtverhalten 2013•2017 (zuständig das Büro des Premierministers) eine Ausbildungsmaßnahme für das Personal des nationalen Bildungswesens vor. Der Verfasser dieses Artikels hatte solche Maßnahmen vorgeschlagen. Ihm wurde die Aufgabe zugewiesen, sie Frankreich weit umzusetzen. (Siehe hierzu Patrick Laure: Ausbildungen in Frankreich zur Prävention von Dopingverhalten/Dopingmentalität)

Ein anderes Beispiel: die Police Nationale (Nationalpolizei), bietet seit 2014 den für Prävention verantwortlichen Polizisten und Gendarmen (sie werden in einem fünfwöchigen Kurs ausgebildet), zusätzlich einen einwöchigen Spezialisierungskurs zu „Dopingverhalten“ an. Jedes Jahr werden zwei bis drei nationale Maßnahmen hierzu organisiert. Zusätzlich gibt es andere lokale Ausbildungen, z.B. Studiengänge an Hochschulen. Aber sie sind weder harmonisiert noch koordiniert, ihre Qualität ist unterschiedlich.

6) Dopingprävention glaubwürdig machen!

Doping- und Doping-Verhalten gleichberechtigt mit den anderen Präventionsthemen zu behandeln, soll dazu beitragen, sie in der Wahrnehmung von Akteuren im Sport zu platzieren und glaubwürdig zu machen, aber ebenso bei den Akteuren in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Die Aufgabe ist groß: Doping- und Dopingprävention glaubwürdig zu machen bedeutet zu veranschaulichen, dass diese Themen alle Sportlerinnen und Sportler jeden Alters betreffen – es gibt deren viele! – und nicht nur eine Handvoll Profis oder Spitzensportler. Dazu müssen auch die Finanzierung und die Entwicklung von Maßnahmen erleichtert werden.

Aber dies wird weder ohne Unterstützung durch Forschung (Prävention, Erziehungswissenschaft, Psychologie usw.) noch ohne Ausbildungen zu Präventionsspezialisten möglich sein. Für die Durchführung erfolgreicher Präventionsmaßnahmen ist der gute Wille von Verantwortlichen und Referenten Voraussetzung, aber bei weitem nicht ausreichend.

7) Literatur

1. Laure P, Binsinger C. Doping prevalence among preadolescent athletes: a 4-year follow-up. Br J Sports Med 2007; 41: 660-3.

2. Pillard F et al. Pratique sportive et conduite dopante d’un échantillon représentatif des élèves de Midi-Pyrénées. Sci Sports 2002; 17: 8-16.

3. Laure P et al. Drugs, recreational drug use and attitudes towards doping of high school athletes. Int J Sports Med 2004; 25: 133-8.

4. Beck F, Legleye S, Peretti-Watel P (eds). Santé, mode de vie et usages de drogues à 18 ans. Escapad 2001. 2002, OFDT: Paris.

5. Laure P, Binsinger C. Adolescent athletes and the demand and supply of drugs to improve their performance. J Sports Sci Med 2005; 4: 272-7.

6. Hawkins JD, Catalano RF, Miller JY. Risk and protective factors for alcohol and other drug problems in adolescence and early adulthood: implications for substance abuse prevention. Psychol Bull 1992; 112: 64-105.

7. Conduites addictives chez les adolescents.Usages, prévention et accompagnement. Principaux constats et recommandations. Expertises collectives de l’INSERM. 2014, Paris: INSERM.

8. Goldberg L, et al. The adolescents training and learning to avoid steroids program: preventing drug use and promoting health behaviors. Arch Ped Adol Med 2000; 154: 332-8.

9. Elliot DL et al., Preventing substance use and disordered eating: initial outcomes of the ATHENA (athletes targeting healthy exercise and nutrition alternatives) program. Arch Ped Adol Med 2004; 158: 1043-9.

10. Laure P et al. Can self-assertion be targeted in doping prevention actions among adolescents athletes? A randomized controlled trial. Serb J Sports Sci 2009; 3: 105-10.

11. Laure P, Favre A. « Osons dire non ! », une action flash de prévention des conduites dopantes. Sci Sports 2016; 31: 278-82.