Doping: 1998-2001 Poitiers – Affaire

Dopingaffairen / -Prozesse im Radsport

die Poitiers – Affaire

Im Mai 1998 bekam ein junger Amateurfahrer mitten im Rennen Herzjagen und hohes Fieber. Dem behandelten Arzt gesteht er, dass er einige Stunden vor dem Rennen eine intravenöse Injektion mit einem unbekannten Mittel erhalten habe. Er übergibt die Flasche, in der noch Reste sind: es handelte sich um den Pot belge. Daraufhin beginnt ein Untersuchungsrichter in Poitiers eine Ermittlung, in deren Verlauf ein umfangreicher Drogenhandel aufgedeckt wird.

Das Gemisch wurde in Polen hergestellt und in Mineralwasserflaschen nach Frankreich exportiert. Die Dealer des Pelotons füllten diese Mischung dann in unverdächtige Medizinfläschchen um.

Einer der Hauptangeklagten, auch Hauptbelastungszeuge, Christian Ossowski, drogenabhängig seit 30 Jahren, gestand alles, starb aber 2000 kurz vor Prozessbeginn mit 50 Jahren. Er verkaufte den Pot belge um seinen eigenen Bedarf finanzieren zu können. Früher besorgte er sich das Nötigste in Italien und Belgien.

Unter den 41 Angeklagten waren 3 ehemalige Präsidenten von Radamateur-Clubs. Albert Bigot, ehemaliger Fahrer und Vorsitzender des Clubs von Bressuire (Deux-Sèvres) gesteht von dem Zeugs probiert zu haben, um zu sehen, wie es wirkt. Er wusste, dass zwei seiner Fahrer den Pot belge nehmen, bei Ossowski kaufte er zwei Portionen.

„Die Rolle eines Präsidenten ist das Geld zu beschaffen, damit der Club leben kann.!“ Doping, „das ist ein Tabu, darüber spricht man nicht.““Von einem Radfahrer der sich dopt, trennt man sich um einen Skandal zu vermeiden.“

Eric Broussart lenkte von 1989 bis 1992 den Club von Meudon (Hauts-de-Seine). Er nahm bereits in den 80er Jahren als Amateurfahrer Kortikoide. Nach seiner Entlassung wegen Dopings wurde er Präsident des Clubs. „1988, nach einem Rennen in der Normandie, erklärte man mich für positiv nur weil ich nicht das Rennen zu Ende gefahren bin.“
Seine Rache: In den Radsport durch die große Tür wiederzukommen, indem er einen eigenenn Club gründete. Unterstützung erhielt er von der Stadt und von Patrick Charron, der ihm einen neuen Sponsor brachte, „ein ehemaliger großer Fahrer, den ich schätze trotz seiner Verurteilung wegen Amphetaminhandels bei den Sechs Tagen von Bercy“. (Charron war zu dem Zeitpunkt bereits wegen Dopinghandels verurteilt.)

Der dritte ist Claude Deschamps, Präsident dreier Clubs, zuvor hatte er eine offizielle Funktion bei der Profi-Equipe Mercier. Bei Charron bekam er die Mittel günstiger, da dieser über seine Verbindung zu dem ehemaligen polnischen Fahrer Korycki billig einkaufen konnte. Deschamps gab zu, 370 Fläschchen à 8 mg gekauft zu haben.

Charles Maffre, auch ein ehemaliger Fahrer, Verbraucher und Verkäufer des Pots, kaufte für 230 000 F von 1993 – 1998 Produkte von Charron. Während er einen Monat lang im Untersuchungsgefängnis saß, bedrohte Charron seine Frau, damit er nicht aussage.

Alain Bizet, ehemaliger Kumpel von Marc Madiot, für den er sich 1996 bei la Francaise des Jeux um die Logistik kümmerte, war Profi 1983 in der belgischen Mannschaft Fangio, danach bei COOP 1984. Nachdem er 1997 entlassen wurde, griff er zum Pot belge.

„In den anderen Berufen ist es der Alkohol oder Tabak. Im Velo ist es der Pot belge.“

Christophe Le Roscouet, von 1994-1995 Profi aus Aubervilliers, nahm den Pot belge während Kriterien, „denn das ist ein Spektakel, ohne Dopingkontrollen, da der Sieger ist bekannt ist durch einen Kontrakt mit dem Organisatoren.“ Er möchte allerdings nicht, dass sein 9jähriger Sohn aufs Rad steigt. Sein Vater ist auch ein ehemaliger Fahrer, der sich ebenfalls schon gedopt hatte.

8 ml kosteten mehr als 152,5 €. Der Handel umfasste insgesamt etwa 244.000 €.

Ein 28 jähriger Fahrer erzählte:

„Am Anfang nahm man es wegen des Rennens, denn man fühlte sich viel stärker. Aber wenn man zuhause war, fühlte man sich müde, schlecht im Kopf, also hatte man Lust erneut davon zu nehmen, und so am Morgen, am Mittag …“

39 der 41 Angeklagten wurden Ende Mai 2001 verurteilt, 12 zu Gefängnisstrafen zwischen 2 und 30 Monaten, meist mit Bewährung, 24 zu Geldstrafen zwischen 381 und 1 220 €. Ein ehemaliger polnischer Fahrer und zwei polnische Frauen wurden in Abwesenheit zu 5 Jahren, 2 Jahren und 3 Monaten verurteilt.

Patrick Charron wurde, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesen war, gesondert zu einem Jahr Haft verurteilt. Er legte Widerspruch ein und wurde daraufhin im Juli 2002 zu 4 Jahren Haft verurteilt.

Die genaue Herkunft des Stoffes konnte nicht festgestellt werden.

Ein Bericht von Christian Ossowski über seine Dopingerfahrungen ist in dem Buch Paroles de dopés erschienen. Eine Zusammenfassung ist hier zu finden.

Monika