Doping: Fröhner, Gudrun

Deutsche Ärzte und Doping

Dr. Gudrun Fröhner

Dr. Gudrun Fröhner war von 1981 bis 1985 Verbandsärztin des Deutschen Turn und Sport Bundes (DTSB). Von 1992 bis Oktober 2008 arbeitete sie am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), dem Nachfolgeinstitut des FKS in Leipzig.

Im Zuge der Aufarbeitung der DDR-Doping- und Stasi-Vergangenheit sah sich Dr. Fröhner in den Jahren 1998 und 1999 Dopinganschuldigungen gegenüber. Mehrfach versuchte sie sich gerichtlich gegen den Vorwurf, sie habe aktiv ihre Sportlerinnen gedopt, zu wehren.

1998 klagte sie gegen ein Aussage, wonach Werner Franke angeblich gesagt habe, „gegen Frau Fröhner lägen aus einer Zivilverhandlung aus dem Jahre 1991 vom Landgericht Heidelberg anerkannte Beweise vor, sie habe an Turnerinnen illegale Dopingmittel verabreicht.“ Franke bestritt diese Aussage, der Prozess endete in einem Vergleich. Frau Fröhners Anwältin stellte dazu 1998 klar: „Es geht nur um diesen schlimmen Vorwurf der Verabreichung. Das streiten wir ab. Wir bestreiten nicht, wenn jemand gesagt hätte, sie hat an Kolloquien teilgenommen, sie hat sich Informationen besorgt und ausgewertet. Aber: Frau Fröhner hat nicht gedopt.“ (Berliner Zeitung, 21.10.1998)

In diesem Artikel der Berliner Zeitung wird Fröhners Anwältin aber auch noch mit folgender Aussage zitiert:

„So habe Frau Fröhner schon 1990 bei ihrer Bewerbung um eine Stelle im IAT angegeben, in der DDR Hormonpräparate an junge Sportlerinnen vergeben zu haben. Schulenburg: „Sie hat gesagt: Ja, ich habe das eingesetzt.“ Diese Aussage stehe in Widerspruch zu einer Aussage des IAT-Leiters Dietrich Martin, der einige Monate zuvor Frau Fröhner vor dem BMI und dem DSB verteidigt hatte.

Giselher Spitzer, 2005:
„Der gegenge­schlecht­liche Eingriff in Persönlichkeit und hormonelle Regel­kreisläufe der Frau bzw. des Mädchens ist Symbol für den Missbrauch der Schutzbefohlenen in den Jahren 1968-1990. Vor Gericht hat beispielsweise die Leipziger Ärztin Dr. med. Gudrun Fröhner vorgetragen, an zehn- bis zwölfjährige „Turnerinnen“ Oralturinabol® vergeben zu haben – als Mittel der Therapie. Im Urteil stimmte das Gericht Verf. zu, dass diese Praktiken auch als Doping verstanden werden könnten.“

In einem weiteren Prozess vor dem Kammergericht Berlin, Urteil vom 12.2.1999 erklärte das Gericht, dass Gudrun Fröhner „… teilweise – wenn auch nach ihrem Vortrag aus medizinischen Gründen – Mittel verabreicht hat [sic], die in der Dopingliste aufgeführt seien.“ Ihre Anwältin habe eingeräumt „dass dabei das in der ehemaligen DDR nicht zugelassene Mittel STS 646 gewesen sein könnte“. (Spitzer, Sicherungsvorgang Sport, S. 54). Das STS-Präparat sei allerdings nicht zu Dopingzwecken, sondern im Rahmen des ‚Kaiserschemas‘ von Fröhner angewandt worden. In diesem Prozess hatte Fröhner gegen Giselher Spitzer geklagt, „der Fröhner der Mittäterschaft bei Menschenversuchen und der Dopingverabreichung an Minderjährige beschuldigt“ hatte. Angeblich sei das STS-Präparat aber nicht als Dopingmittel verabreicht worden, sondern im Rahmen der medizinisch-therapeutischen Anwendung des Kaiserschemas gegen Wachstumsstörungen (Berliner Zeitung, 17.2.1999).

Bei dem Kaiserschema oder Stoffwechselschema handelte es sich um eine ärztliche Therapie, die bei der Sportvereinigung „Dynamo“ häufig im Spitzensport verschrieben wurde. Auch sehr junge Turnerinnen wurden damit behandelt. Fester Bestandteil des Medikamentenmixes war Oral-Turinabol. Damit wurden den Betroffenen scheinbar ganz legal Dopingmittel ärztlich verordnet. (Spitzer, Sicherungsvorgang Sport, S. 171f, Focus, 14.8.2006)

Frau Fröhner war schon früh über die Anwendung der u.M. in die Staatsplanforschung informiert. So könnte es sich bei dem oben erwähntem Kolloquium um eine der folgenden Veranstaltungen gehandelt haben:

Sie wird als Teilnehmerin eines „Anwendungskolloquiums“ vom 15.12.1977 am FKS genannt, zu dem Vertreter von 7 Sportarten geladen waren. Laut glaubhafter, eidesstattlich abgesicherter Erklärungen wird Frau Fröhner zweimal mit Vorträgen erwähnt, die in Zusammenhang mit Doping stehen: Auf einem Kolloquium am 25.11.1978 sprach sie zum Thema ‚Oralturinabol muskulär und nerval wichtig‘. Für den 10.12.1981 wurde sie notiert mit dem Thema ‚Jahreserhöhung STS. Gewicht halten mit STS. Leistung richtig erbracht‘ (zitiert nach Spitzer Doping 1998, S. 106, in diesem Zusammenhang hatte Frau Fröhner gegenüber Spitzer erklärt, ’nicht an Dopingmittelvergabe oder -forschung mitgewirkt zu haben.)

Zu ihrem 65. Geburtstag hieß es von Seiten des IAT lobend über die Jubilarin: „Unverzichtbar sind hier ihr hohes persönliches Engagement und die einzigartige Fachkompetenz für die Gesundheit der Sportler vom Nachwuchs bis in den Spitzenbereich. Gerade in der Entwicklung der Belastbarkeit als zentrale Größe im Nachwuchstraining hat Gudrun Fröhner Maßstäbe gesetzt.“ Unterstrichen werden ihre Vedienste von der Landesärztekammer, der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, dem Landessportbund und dem Sächsischen Sportärztebund, „für die die engagierte Sportmedizinerin ehrenamtlich tätig war und ist.“ (IAT, 6/2008)

Gudrun Fröhner lieferte 2008 auch Fachbeiträge für die Verbandszeitschrift des DOSB (DOSB, 26.11.2008)

Monika