Doping: 2009 Offener Brief Ute Krieger-Krause, 6.4.2009

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Offener Brief von Ute Krieger-Krause an W. Schäuble, Th. Bach, C. Prokop, 6.4.2009

Antworten auf den Offenen Brief von Ute Krieger-Krause bei Jens Weinreich:

Antwort Thomas Bach, DOSB, 7.4.2009

Antwort Clemens Prokop, DLV, 16.4.2009

Antwort Schäuble/Bergner, 28.4.2009
Wolfgang Schäuble hatte am 6.4.2009 über die Presseabteilung seines Ministeriums eine allgemein gehaltene Mitteilung herausgeben lassen : Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble begrüßt Geständnisse von Trainern des Deutschen Leichtathletik Verbandes

der Offene Brief im Wortlaut:

An Herrn Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble, Herrn DOSB-Präsidenten Dr. Thomas Bach, Herrn DLV-Präsidenten Dr. Clemens Prokop

Sehr geehrte Herren,

Sie befinden, dass es nach 20 Jahren Zeit werde für eine Versöhnung zwischen Tätern und Opfern des DDR-Doping-Systems und initiieren bzw. begrüßen die „Geständnisse” in Form einer vorformulierten Erklärung von fünf dopingbelasteten Leichtathletik-Bundestrainern.

Dass mindestens doppelt so viele Opfer sich vehement gegen diese ausschließlich dem Zweck der Weiterbeschäftigung dienende , unglaubliche Vorgehensweise öffentlich ausgesprochen haben, übergehen Sie mit einer Unsensibilität und Ignoranz, die mich zutiefst enttäuscht und brüskiert.

Ohne Einbeziehung der Geschädigten wurde hier zugunsten der genannten Trainer eine „Lösung” konstruiert, die nicht dazu taugt, eine Annäherung von Tätern und Opfern herbeizuführen.

Die öffentliche Darstellung, dass hier eine „Gesprächsinitiative” vom DLV ausgehe, ist unzulässig, denn als seitens der Betroffenen Gesprächsbedarf signalisiert wurde, standen sie vor verschlossenen Türen und bekamen es mit zugenagelten Köpfen zu tun. So oder ähnlich erging es auch Geschädigten, als sie sich an andere Sportverbände wandten. In einigen Fällen kulminierte das an die Sportverbände herangetragenen Ansinnen nach ernsthafter Kommunikation in persönlicher Diskreditierung.

Es blieb den Betroffenen nur die Erkenntnis, bei den Sportverbänden und deren Präsidien unerwünscht zu sein. Gesprächsbereitschaft war hingegen nicht feststellbar.

Nun nach langem Schweigen kommt der DLV plötzlich zur Erkenntnis, dass man reden müsse.

Hier also die Frage an Sie , Herr Dr. Prokop, wer soll nach dieser stringenten Ablehnung und Nichtachtung, die sich bis zuletzt in der Weigerung zeigte, das Problem der bekannt dopingverseuchten Rekorde Ihres Verbandes ernsthaft zu behandeln, noch Ihrer Einladung folgen wollen?

Herr Dr. Bach, in diesem Zusammenhang erinnere ich, dass Sie selbst anlässlich der Verleihung der „Heidi-Krieger-Medaille” des DOH e.V. im September 2007 ein persönliches Gespräch mit anerkannten DDR-Doping-Opfern vorgeschlagen hatten.

Dieses Versprechen blieb uneingelöst. Uneingelöst auch der zweite Punkt des 10-Punkte-Planes des DOSB, nämlich die Einbeziehung von Geschädigten in die Doping-Prävention. Diese Unterlassungen sprechen für sich und tragen nicht dazu bei, die Ernsthaftigkeit Ihrer Absichten zu belegen.

Herrn Dr. Schäuble weise ich gern darauf hin, dass sich seit wenigstens zwei Jahrzehnten anerkannte Wissenschaftler sowie seit über zehn Jahren Dopinggeschädigte vehement für die Aufarbeitung der gesamtdeutschen Dopingvergangenheit, für die Bekämpfung des deutschen und internationalen Dopingalltages sowie für sinnvolle, vernetzte Dopingprävention einsetzen. Inzwischen dürfte Ihnen auch aufgefallen sein, dass, anders als von Ihnen in der „FAZ” behauptet, kein einziger Dopingrekord gelöscht worden ist.

Sehr geehrte Herren!

Sie werden den vorangestellten Zeilen entnehmen, wofür ich Ihre heutigen Erklärungen halte:

Für einen durchsichtigen Versuch, Ihren Anteil an der nunmehr zwei Jahrzehnte währenden Ignoranz gegenüber den Opfern, an der Duldung eines ebenso lange währenden Leugnens beteiligter Trainer, an mutmaßlichen jahrelangen Verstößen gegen die Antidopingklauseln in den Zuwendungsbescheiden des BMI an die Sportverbande, mithin an der missbräuchlichen Verwendung von Steuergeldern, zu vertuschen.

Ich bin allerdings der Überzeugung, dass Sie nicht die Macht haben, eine notwendige Debatte auf diese Weise zu beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Ute Krieger-Krause
Magdeburg